Minimalismus ist keine Bewegung
Wenn Minimalismus in den Medien thematisiert wird, ist häufig von einer “Bewegung” die Rede. Das ist falsch.
Eine Bewegung zeichnet sich dadurch aus, dass sie zu einem gewissen Grad organisiert ist. Es wird sich mit einem vorhandenen Problem auseinandergesetzt und Lösungsstrategien entwickelt, Bestehendes wird abgelehnt.
Es werden Initiativen, Gruppen, Verbände und Vereine gegründet, es kommt zu Kooperationen, aber auch zu Gegnerschaft, es gibt womöglich sogar Demonstrationen oder andere symbolische Handlungen, vielleicht werden einer oder mehrere Anführer bestimmt oder es wird sich ihnen angeschlossen.
Kurz: Es gibt eine sichtbare organisatorische Struktur und eine Änderungsabsicht bestehender Probleme oder Verhältnisse.
Minimalismus ist demnach keine kollektive, organisierte Bewegung, sondern eine (Lebens-)Philosophie, für die sich ein einzelnes Individuum entscheidet und die deshalb nicht zwangsweise die Absicht hat, etwas gesellschaftlich verändern oder bewirken zu wollen.
Sicherlich wird ein Minimalist es gerne sehen, wenn sein Lebensstil in der Gesellschaft nicht nur anerkannt sondern auch vermehrt praktiziert wird, aber wer sich für einen minimalistischen Lebensstil entscheidet tut das ausschließlich für sich selbst.
Andere mögen dem Vorbild folgen oder nicht, eine Bewegung ist es deshalb nicht.
Alexander Rubenbauer ist Psychologe (M. Sc.) und Psychologischer Psychotherapeut.