Ankommen
Ein Gefühl, angekommen zu sein, macht sich breit, wenn man sich von grandiosen, fernen Vorstellungen löst und sich erlaubt, sich mit weniger beziehungsweise dem, was man hat, zufrieden zu geben. Dabei soll die Zu-frieden-heit aus einem tatsächlichen inneren Frieden wurzeln, nicht weil man auf etwas Fernes verzichtet, sondern weil man freiwillig beim Nahen bleiben möchte.
Warum ist das wichtig?
Weil wir heute so viel Auswahl und so viele Möglichkeiten haben, dass es zu einem ernsten Problem wurde. Wie vor nur zwei Generationen der Mangel ernsthafte physische und psychische Probleme bereitete, so ist es heute der Überfluss.
Wir können aus so vielen Dingen wählen, sind so oft genötigt, Entscheidungen zu fällen, dass wir beinahe verrückt darunter werden.1
Mit jedem Gang Richtung Zukunft schafft man ein Stück Vergangenheit, und je näher man der spannenden Ferne2 kommt, desto weiter entfernt man sich von der vertrauten Nähe.
1 Schlimmer noch: wenn Überfluss und Mangel parallel auftreten, wenn beispielsweise jemand, der wenig Geld hat, eine Auswahl treffen muss, und sich keinen Auswahlfehler erlauben darf. ↩
2 Vor nicht allzulanger Zeit war es ein Weltereignis, einen anderen Kontinent zu betreten. Menschen wurden berühmt, weil sie das taten. Heute können wir Filme schauend und Cocktails schlürfend die ganze Welt bereisen. ↩
Alexander Rubenbauer ist Psychologe (M. Sc.) und Psychologischer Psychotherapeut.