Persönlichkeitsentwicklung
8. Januar 2012

Erich Fromm über die erotische Liebe

Von
 

Liebe kann zu dem Wunsch führen, sich körperlich zu vereinigen; in diesem Fall ist die körperliche Beziehung ohne Gier, ohne den Wunsch, zu erobern oder sich erobern zu lassen, sondern sie ist voll Zärtlichkeit.

Wenn dagegen das Verlangen nach körperlicher Vereinigung nicht von Liebe stimuliert wird, wenn die erotische Liebe nicht auch Liebe zum Nächsten ist, dann führt sie niemals zu einer Einheit, die mehr wäre als eine orgiastische, vorübergehende Vereinigung.

Die sexuelle Anziehung erzeugt für den Augenblick die Illusion der Einheit, aber ohne Liebe lässt diese „Vereinigung“ Fremde einander ebenso fremd bleiben, wie sie es vorher waren.

Manchmal schämen sie sich dann voreinander, oder sie hassen sich sogar, weil sie, wenn die Illusion vorüber ist, ihre Fremdheit nur noch deutlicher empfinden als zuvor.

* * *

Die klinischen Fakten zeigen unverkennbar, dass Männer und Frauen, die ihr Leben der hemmungslosen sexuellen Befriedigung widmen, nicht glücklich sind und sehr häufig unter schweren neurotischen Konflikten oder Symptomen leiden.

Die völlige Befriedigung aller triebhaften Bedürfnisse ist nicht nur kein Fundament des Glücks, sie garantiert nicht einmal seelische Gesundheit.

(aus: Erich Fromm: „Die Kunst des Liebens“)

 

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