Minimalismus
5. April 2018

Plastik überall

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Plastik ist auf vielfältige Weise einsetzbar, preisgünstig und extrem lange haltbar. Genau deshalb wurde Plastik aber auch zu einem globalen Umweltproblem. Mittlerweile treiben gigantische Müllstrudel in den Meeren und Mikroplastik gelangt in die Nahrungskette.

Die Deutschen sortieren Müll wie verrückt, in einer Einzimmerwohnung kommt man sich schnell vor wie auf dem Wertstoffhof. Dabei sind die Recyclingquoten von Plastik erstaunlich niedrig. Der Plastikmüll mit der schlechtesten Qualität ging bislang nach China. Der Export von Müll ist illegal, wird aber legal, wenn der Müll zu Rohstoff umdeklariert wird. China hat keine Lust mehr auf den Müll, also wandert der ins Umland ab.

In dem nachfolgend verlinkten Film sieht man, wie ein chinesisches Kind sein Gesicht im „Abwasser“ unseres Plastiks wäscht. Da das Plastik von schlechter Qualität ist, haften daran im harmlosesten Fall noch Essensreste. Aber man gehe nur einen Schritt weiter und denke an die Verpackung von hochgiftigen Spülmaschinentabs. Und selbst das ist noch harmlos im Vergleich zu all den unvorstellbaren Substanzen, die ebenfalls am Plastik kleben könnten.

Und was passiert mit dem Plastik, das nicht einmal für diese armen Menschen noch von Wert ist, weil sie es nicht zu etwas aufbereiten können, für das irgendjemand noch ein kleines bisschen Geld bezahlt? Das wandert selbstverständlich in die Umwelt.

Die Umwelt, das ist das, was bei uns „irgendwo da draußen, um uns herum“ liegt — weil wir einen völlig entfremdeten Begriff davon haben, weil wir uns nicht mehr als Teil von ihr verstehen. Bei den armen chinesischen Familien beginnt die Umwelt jedoch direkt vor der Haustür. Und dort liegt auch der Müll, der von gar keinem Nutzen mehr ist, aber die nächsten hundert Jahre eben auch nicht verschwindet. Eine sachgerechte Entsorgung ist für diese armen Familien natürlich nicht zu leisten.

Das Märchen vom Trickle-down-Effekt zeigt sich hier dergestalt, dass anstelle von Wohlstand eine immer stärkere Verantwortungsdiffusion „nach unten“ durchsickert. Man delegiert Verantwortung, bis das unlösbare Problem am Ende bei den Ärmsten landet, die selber im Müll wohnen, und sich am Ende noch „glücklich“ schätzen „dürfen“, weil sie überhaupt Arbeit und damit ein gewisses Einkommen haben — selbst wenn es nur wenige Cent sind.

(Film ansehen)

 

Über den Autor
Alexander Rubenbauer ist Psychologe (M. Sc.) und Psychologischer Psychotherapeut. Er bietet Psychotherapie sowohl persönlich in Herrieden bei Ansbach als auch über das Internet an. Er ist per E-Mail erreichbar.

 

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