Persönlichkeitsentwicklung
22. November 2010

Frustkauf oder Belohnungskauf?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Viele Menschen tätigen Frustkäufe, in der Hoffnung, mit der Freude über das Gekaufte ihre vorherigen negativen Gefühle überdecken zu können.

Frustkäufe bergen aber gleich mehrere Probleme:

Frustkäufe werden aus dem Impuls heraus und nicht wohl überlegt getätigt. Man möchte einfach nur etwas kaufen. Dadurch kauft man Dinge, die man eigentlich nicht braucht und sich nicht schon seit längerer Zeit gewünscht hat.

Man gibt Geld aus, teilweise sogar übermäßig viel, weil man eben nur die negativen Gefühle umwandeln wollte, statt rational darüber nachzudenken. Am Ende hat man Etwas gekauft, das man normalerweise gar nicht gekauft hätte, und ärgert sich noch über das verlorene Geld, was wiederum für Frust sorgt (und manchmal Auslöser für einen erneuten Frustkauf ist – ein Teufelskreis).

Ich habe vor einiger Zeit mal an einem Rhetorikseminar teilgenommen, da ich relativ starkes Lampenfieber habe, wenn ich vor Menschen sprechen oder anderweitig auftreten soll und ich diese Angst hin und wieder zu konfrontieren versuche.

Gleichzeitig wollte ich gerne mal tolle Lautsprecher haben, die aber relativ teuer waren. Ich habe also die Lautsprecher bestellt und bin kurz darauf zum Rhetorikseminar gegangen.

Meine Bedingung war: Wenn ich das Rhetorikseminar trotz meines Lampenfiebers komplett mitmache, behalte ich die Lautsprecher, ansonsten schicke ich sie zurück.

Was denken Sie, was passiert ist? Ich habe mich nicht nur riesig über die überstandene Teilnahme am Rhetorikseminar gefreut, sondern werde an dieses positive Gefühl jedes Mal erinnert, wenn ich die Lautsprecher benutze.

Da die gleiche Verknüpfung auch mit den negativen Gefühlen funktioniert, lautet mein Rat, den Frustkäufen zu widerstehen (vor allem den kostspieligen) und Dinge, auf die man sich freut, grundsätzlich mit Ereignissen, die eine gewisse Überwindung kosten, zu verknüpfen. Das könnte eine bestandene Prüfung sein, ein überstandener Vortrag oder Auftritt, eine Beförderung oder was auch immer – die Möglichkeiten sind zahlreich.

Damit werden Sie jedes Mal, wenn Sie die Gegenstände benutzen, an Ihre vollbrachten Leistungen erinnert, was mit Sicherheit stark zu einem positiven Lebensgefühl beiträgt, und Sie haben das Gefühl, Ihre tollen Gegenstände auch tatsächlich verdient zu haben.

Die neuen Felle auf meinem Schlagzeug erinnern mich beispielsweise ab sofort jedes Mal an meinen ersten Schlagzeug-Auftritt vor 150 Leuten, den ich vor drei Wochen trotz extremen Lampenfiebers erfolgreich hinter mich gebracht habe. :-)

 

Über den Autor
Alexander Rubenbauer ist Psychologe (M. Sc.) und Psychologischer Psychotherapeut. Er bietet Psychotherapie sowohl persönlich in Herrieden bei Ansbach als auch über das Internet an. Er ist per E-Mail erreichbar.

 

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