Was ist schon normal?
“Ausgehend vom lateinischen Wortsinn (norma: Regel, Muster, Maßstab, Vorschrift, leitender Grundsatz) ist die Norm eine Art Durchschnittswert der gemeinsamen Beschaffenheit einer Klasse von Gegenständen, im Blick auf den der einzelne Gegenstand als “normal” oder “anormal” bezeichnet wird.”1
Ich mag es, wenn Menschen auf den Ausspruch “Der/die/das ist doch nicht normal” kritisch fragen, “was ist denn schon normal?”. Denn “genormte” Menschen kann niemand brauchen, und auch Intoleranz gegenüber Abweichungen von der “Norm” kann nicht gut sein.
Aber es gibt aufgrund der obigen Definition tatsächlich einen Unterschied zwischen “normal” und “genormt”, denn demnach ist “normal”, was dem Durchschnittswert entspricht bzw. diesem möglichst nahe kommt.
Und Menschen können sehr wohl mehr oder weniger dem Durchschnitt entsprechen. Und um herauszufinden, was diesen Durchschnitt ausmacht, bedarf es “nur” der Beobachtung und Erfassung bestimmter Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen einer repräsentativen Anzahl von Menschen.
Und so wie nichts falsch daran ist, dem Durchschnitt zu entsprechen, ist auch nichts falsch daran, mehr oder weniger von dieser “Norm” abzuweichen, solange man niemandem (insbesondere niemand anderem) damit schadet.
1 Glossar: Norm, Ethikos 12, Oldenbourg Verlag, 2010 ↩
Alexander Rubenbauer ist Psychologe (M. Sc.) und Psychologischer Psychotherapeut.