Psychologie
6. Januar 2013

Psychologie im Ausland studieren

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Wer Psychologie ohne Numerus Clausus (NC) studieren möchte hat es in Deutschland nicht leicht. Alternativen bieten ein Fernstudium oder das Ausland.

Die Studienbedingungen verschlechtern sich zunehmend. Es ist zwar ein großer Vorteil, dass man durch Bachelor und Master nun quasi in aller Welt studieren kann und die dort erbrachten Leistungen anerkannt werden, gleichzeitig scheint aber auch der Druck enorm zugenommen zu haben.

Schlimmer aber sind Studiengebühren, steigende Lebenshaltungskosten, das Problem der Studienfinanzierung, enorme Mietpreise, so gut wie kein Wohnungsangebot und der enorme Andrang an den Unis bei gleichzeitig zu wenigen Professoren, so dass man oft entweder keinen Sitzplatz bekommt oder noch nicht einmal in eine Vorlesung oder ein Seminar hineingelassen wird, was das Studium unnötig verzögert.

Dem Andrang versucht man beizukommen, indem man den Numerus Clausus (NC) immer weiter anzieht, also die Abiturdurchschnittsnote, die man benötigt, um noch einen Studienplatz zu bekommen, wenn man nicht mehrere Jahre mit Nichtstun verbringen will, um Wartesemester zu sammeln.

Es ist also an der Zeit, dass die Möglichkeit geschaffen wird, dass jedermann über das Internet studieren kann was und wann er will, und nur noch zu Veranstaltungen kommen muss, die eine tatsächliche Präsenz auch erfordern, denn Bildung ist ein Grundrecht. Aber das nur am Rande.

Der NC für Psychologie ist durch die hohe Nachfrage und das geringe Angebot sehr hoch. So gab es beispielsweise an der Freien Universität Berlin zuletzt rund 4.800 Bewerber auf 120 Studienplätze. Der NC für Psychologie liegt an den deutschen Unis derzeit bei zwischen 1,0 und 1,6.

Wer den geforderten NC nicht erreicht, kann also entweder Wartesemester anhäufen oder sich im Ausland umsehen.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit ohne NC ein Fernstudium an der Fernuniversität Hagen zu beginnen, auch wenn man dann kein „typisches Studentenleben“ hat.

Vorsicht ist jedoch für all jene geboten, die später eventuell Psychotherapeut werden möchten: Spätestens im Master muss man hierfür klinische Module belegt haben. An der Fernuni Hagen gibt es aber keine Module für klinische Psychologie, die jedoch Voraussetzung für eine eventuelle spätere Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten sind.

Aber keine Sorge: Es gibt Präsenzuniversitäten in Deutschland, wie z. B. die Universität Heidelberg, an denen Studenten aus Hagen den Master in klinischer Psychologie machen können.

Theoretisch ist auch ein Wechsel von Hagen an eine Präsenzuni und die Anrechnung bereits erbrachter Leistungen möglich — allerdings gibt es keine Garantie, dort angenommen zu werden.

Die Gesamtkosten für den Bachelor im Fernstudium betragen 1.826 Euro, also 304 Euro pro Semester.

Wer ausreichend Geld hat kann an der ungarischen Universität Pécs auf Englisch studieren, allerdings fallen hierfür Studiengebühren von 2.450 Euro pro Semester (für EU-Bürger) an. Bestimmte Voraussetzungen außer ein bestandenes Abitur gibt es dann aber nicht mehr.

In den Niederlanden kann man ebenfalls ohne NC studieren, allerdings sind die Studieninhalte in der Regel auf niederländisch, weshalb man nachweislich die Sprache auf ausreichendem Niveau beherrschen muss.

Die einzige mir bekannte Ausnahme bildet zum einen die Universität Groningen, die einen Numerus Fixus, also eine beschränkte Teilnehmerzahl von 850 Teilnehmern pro Jahr hat, und das Studium komplett auf Englisch anbietet. Dort fallen Studiengebühren in Höhe von 1.771 Euro pro Jahr (für EU-Bürger) an.

Zum anderen bietet die Universität Leiden 105 Plätze für ein englischsprachiges Bachelorstudium an. Die Kosten dafür betragen 1.835 Euro pro Jahr (für EU-Bürger).

Der deutsche Einfluss dürfte an der Universität Nijmegen aufgrund der Nähe zu Deutschland sehr hoch sein. Es sind nur etwa 7 Kilometer von der Uni bis zur Grenze. Studiert werden muss allerdings auf niederländisch.

Die niederländischen Masterstudiengänge scheinen übrigens alle auf Englisch zu sein, auch an Universitäten, die ihre Bachelorstudiengänge nur auf niederländisch anbieten.

In Polen bietet die Universität Warschau ein englischsprachiges Psychologiestudium an. Die Kosten belaufen sich auf 1.500 Euro pro Jahr (für EU-Bürger) sowie für Nichtpolen einmalig 200 Euro.

In der Schweiz kann Psychologie studieren, wer nachweisen kann, dass er in Deutschland einen Studienplatz erhalten hätte, in Freiburg (Kosten: 985 CHF pro Semester) und Luzern genügt ein Notendurchschnitt von 2,5.

Und für alle, die in Österreich Psychologie studieren möchten, habe ich alle Informationen in einem eigenen Artikel zusammengestellt.

 

Über den Autor
Alexander Rubenbauer ist Psychologe (M. Sc.) und Psychologischer Psychotherapeut. Er bietet Psychotherapie sowohl persönlich in Herrieden bei Ansbach als auch über das Internet an. Er ist per E-Mail erreichbar.

 

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