Psychologie
1. Mai 2013

Welche Psychotherapieformen gibt es?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Damit der Psychologische Psychotherapeut seine Leistungen mit der gesetzlichen Krankenkasse abrechnen kann, ist es erforderlich, dass seine Ausbildung in einer der folgenden Psychotherapieverfahren erfolgt ist: Verhaltenstherapie, Psychoanalyse in Form der Analytischen Psychotherapie oder Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.

Darüber hinaus bleibt zu hoffen, dass bald zumindest auch noch die Personzentrierte Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers anerkannt wird.

Nun, was macht diese drei Richtungen aus?

Die Psychoanalyse

Die Psychoanalyse ist das älteste Verfahren und jenes, welches die meiste Zeit in Anspruch nimmt. In der Regel dauert eine Behandlung mehrere Jahre, teils mit mehreren Sitzungen pro Woche, und empfiehlt sich für Menschen, die “schon immer” das Gefühl hatten, dass etwas mit ihrem Leben “nicht stimmt”.

In der Psychoanalyse unterscheidet man Über-Ich, Ich, und Es.

Das Über-Ich ist die Moral, es sagt gerne “Du sollst”, “Das tut man nicht”, und überlegt sich die Konsequenzen bestimmter Handlungen ganz genau, bevor es handelt. Das Über-Ich ist quasi die besorgte Oma.

Das Es wiederum ist alles Spontane, es sagt “Ich will”, möchte instinktiv handeln, ohne groß nachzudenken, und seinen Impulsen, seinen Trieben, seiner Lust nachgeben. Das Es ist quasi das egoistische Kind.

Das Ich ist der Vermittler zwischen Es und Über-Ich und auch zwischen Innen- und Außenwelt, um gut durchs Leben zu kommen. Nur das Ich wird tatsächlich in der Realität ausgedrückt.

Menschen, bei denen das Über-Ich zu stark ausgeprägt ist, sind oft gebremst, unglücklich und neurotisch, während Menschen mit zu starkem Es eher im Gefängnis als beim Therapeuten landen.

Eine wichtige Arbeitsgrundlage für die Psychoanalyse stellen Träume dar und die Art, wie der Klient mit dem Therapeuten interagiert. Ein Ziel ist es meist, spontane Gedanken zu fördern.

14 Prozent aller kassenzugelassenen Psychotherapeuten sind Psychoanalytiker.

Die Tiefenpsychologie

Im Gegensatz zur Psychoanalyse will die Tiefenpsychologie den Klienten nicht in seiner Persönlichkeit verändern. Zwar basiert die Tiefenpsychologie auf den gleichen Grundlagen wie die Psychoanalyse, aber nicht im selben Ausmaß.

Wer sich seit einiger Zeit in einer Krise befindet, ansonsten aber mit seinem bisherigem Leben immer gut zurecht kam, ist bei der kürzer dauernden Tiefenpsychologie besser aufgehoben als bei der Psychoanalyse.

43 Prozent aller kassenzugelassenen Psychotherapeuten sind Tiefenpsychologen.

Die Verhaltenstherapie

Wer meint, es bringe nichts, in der Vergangenheit zu wühlen, wird sich von der pragmatischen Herangehensweise der Verhaltenstherapie angesprochen fühlen, da es hier konkrete “Hausaufgaben” und Übungen gibt, die man zwischen den Sitzungen macht und die dann in der jeder Sitzung überprüft werden.

Dies ist vor allem sinnvoll für das Erlernen von Entspannungstechniken und wenn der Klient spezifische Ängste hat. Hier führt der Therapeut den Klienten an die angstbesetzten Situationen heran, damit dieser seine Ängste überwinden kann — auch Konfrontationstherapie genannt.

35 Prozent aller kassenzugelassenen Psychotherapeuten sind Verhaltenstherapeuten.

Überarbeitet am 22.02.2014 auf Grundlage des Buches "Da gehen doch nur Bekloppte hin" (S. 69 - 74).
Der Artikel wird u. a. noch ergänzt um die Gesprächspsychotherapie.

 

Über den Autor
Alexander Rubenbauer ist Psychologe (M. Sc.) und Psychologischer Psychotherapeut. Er bietet Psychotherapie sowohl persönlich in Herrieden bei Ansbach als auch über das Internet an. Er ist per E-Mail erreichbar.

 

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