Minimalismus
15. Juni 2011

Welche Vorteile hat ein minimalistisches Leben?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

 

13. Juni 2011

Minimalismus als Weg zum erfüllten Leben

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Jeder von uns ist auf der Suche nach dem “Glück”. Leider verrennen sich viele dabei, indem sie ihr Glück in Äußerlichkeiten suchen, die aber nie ausreichen: “Erst, wenn ich genug Geld verdiene, bin ich glücklich. Erst, wenn ich den “richtigen” Partner gefunden habe, bin ich glücklich. Erst, wenn ich mein Traumauto fahre, bin ich glücklich.”

Indem wir unsere Leben vereinfachen und uns von unnötigem Ballast trennen – seien es Dinge, Verpflichtungen oder negative Beziehungen – schaffen wir mehr Raum in unserem Leben. Raum, den wir vor allem für uns selbst, aber auch für die Menschen, Dinge und Tätigkeiten, die uns wirklich wichtig sind, nutzen können.

Unser Leben wird überschaubarer, wenn wir den Stress und die Ablenkungen darin reduzieren. Ein einfacheres Leben bedeutet insofern auch ein glücklicheres Leben. Indem wir herausfinden, was uns wirklich wichtig ist und dafür Platz schaffen, führen wir ein erfüllteres Leben.

Wenn uns bewusst wird, dass wir bereits genug haben, können wir von jetzt auf gleich glücklich sein. Alles, was dann noch folgt, sind Sahnehäubchen, statt Notwendigkeiten, die unser Ego braucht, um sich zu irgendeinem ominösen Zeitpunkt in der Zukunft “glücklich” zu fühlen.

Minimalismus ist Freiheit. Es macht uns frei von der ständigen Pflicht, immer das Neueste kaufen zu müssen, um mithalten zu können. Es macht uns frei von dem Irrglauben, dass Dinge oder Geld uns glücklich machen können. Sie können es nicht.

Minimalismus ist Selbstbewusstsein, wenn man versteht, dass der Wert eines Menschen nicht durch seinen Besitz definiert wird.

Minimalismus ist die ehrliche Erkenntnis sich selbst gegenüber, dass man, um glücklich zu sein, sich selbst der beste Freund sein muss und dass neben gestillten Grundbedürfnissen lediglich soziale Kontakte von Bedeutung sind.

Minimalismus ist, aufzuhören, wie ein Hamster im Rad zu laufen, um einen “Lebensstandard” zu halten, den wir gar nicht brauchen, sondern sich auf das zu konzentrieren, was uns Freude macht.

Minimalismus trägt dazu bei, bewusster in der Gegenwart zu leben, weil es weniger Dinge gibt, die uns ablenken können.

Wer sich auf das konzentriert, was ihm wirklich wichtig ist und was ihm Freude bereitet, der wird verstehen, dass er nicht nur weniger zum Leben braucht, sondern auch, dass weniger sogar glücklicher macht.

Als Gastbeitrag erschienen bei Geist und Gegenwart.

 

13. Juni 2011

Die Suche nach den Diamanten in Ihrem Leben

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Beim einfachen – oder vereinfachten – Leben geht es nicht so sehr um das Fehlen materieller Dinge, sondern vielmehr um die Anwesenheit der essentiellen und wichtigen Dinge. Es fokussiert sich auf das Wesentliche.

Natürlich ist für jeden etwas anderes von Bedeutung, weshalb es keine allgemeingültige Definition eines einfachen Lebens geben kann.

Ein erster Schritt ist, so viele Dinge, Tätigkeiten und Beziehungen wie möglich loszulassen, damit nur noch das übrig bleibt, was Ihnen wichtig ist und Sie glücklich macht. Sie selbst, und nicht Ihren Nachbarn, mit dem Sie sich messen, wer das teurere Auto fährt.

Ihr Nachbar und alles Andere spielt ab sofort in Ihrem Leben keine Rolle mehr. Das Einzige, das zählt, ist die Frage, was Sie persönlich glücklich macht.

Lassen Sie die Dinge los, lassen sie die Beschäftigungen los, die Ihnen nicht wirklich etwas bedeuten, und schaffen Sie Zeit für sich und die Menschen und Tätigkeiten, die Ihnen wirklich wichtig sind und die Ihre Seele nähren.

Es ist ein bisschen so als würde man eine Kiste voll Müll ausleeren und nur die wenigen Diamanten behalten, die sich ursprünglich darin befanden, bevor all die anderen Dinge dazu kamen und die Diamanten unter sich begruben.

Es geht im Prinzip nur um eins: „Identifiziere, was Dir in Deinem Leben das Wichtigste ist. Streiche alles andere.“

 

8. Juni 2011

Minimalismus und Maximalismus

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Vor einigen Tagen hatte ich eine angeregte Diskussion mit einem “Kritiker”, der die Ansicht vertrat, dass meine entspannte Definition von Minimalismus nicht weit genug gehe – oder, um es so zu sagen, nicht extrem genug ist. Seine Ansicht, kurz gefasst: Ein Minimalist muss allem entsagen, sonst ist er kein richtiger Minimalist.

Ich habe aber erkannt, dass Extreme nichts Gutes bringen – in keiner Hinsicht. Zwar würde ich ein Leben als asketisch lebender Mönch eher vorziehen als das Leben in einer Messie-Wohnung, aber ich versuche immer, den “Weg der Mitte” zu gehen. Was ich tue muss auf irgendeine Weise Sinn ergeben und nicht nur deshalb getan werden, weil irgendjemand gesagt hat, dass es sich so gehört.

So hat es auch etwas Mut gebraucht, die “offizielle Definition” der amerikanischen Vorreiter ganz einfach nicht zu akzeptieren, die da lautet: Ein Minimalist ist jemand, der mit weniger als 100 Dingen lebt. Und trotzdem tricksen diese Leute, zählen einen Haufen Socken nur als eine Sache und haben 100.000 Fotos auf Ihren Festplatten. Das ist Kinderkram.

Im Leben hat alles zwei Seiten. Man kann nicht eine Sache erhöhen, ohne gleichzeitig etwas Anderes zu verringern und umgekehrt.

Wenn ich als Minimalist etwas minimiere, um an Freiheit und Lebensfreude zu gewinnen, dann maximiere ich gleichzeitig etwas. Wenn ich also ein Minimalist in Sachen Krempel und Ballast bin, bin ich ein Maximalist in Bezug auf Lebensfreude und Einfachheit.

Man kann gar nicht “nur” reduzieren. Wer Minimalisten dazu auffordert, kein Geld mehr zu haben und selbst auf die Dinge zu verzichten, aus denen er seine Lebensfreude zieht, dann erhöht man am anderen Ende eben die Depression. Man kann nie das eine ohne das andere haben.

Ich wurde auch mal gefragt, warum ich überhaupt Texte ins Internet schreibe. Simple Antwort: Weil es mir Spaß macht und weil auch andere Menschen davon profitieren. Natürlich kann ich es unterlassen, aber es stellt für mich keinen Ballast dar und für andere auch nicht (ich dränge mich schließlich nicht auf).

Wer um der Reduzierung Willen reduziert, der kann sich auch direkt einsargen lassen. Das ist dann wohl die minimalistischste Variante. Darum meine Bitte: Gehen Sie den Weg der Mitte und machen nicht alles so kompliziert! Es gibt keine Regeln, es gibt keine übergeordnete Instanz, die vorschreibt, was und wie viel davon Sie besitzen dürfen.

Natürlich verstehe ich das Argument: “Wieso soll sich ein Millionär mit teurem Appartement in der Innenstadt Minimalist nennen dürfen? Das kostet doch maximal Geld!”

Stört ihn das Bankkonto? Stört ihn das Appartement? Das Bankkonto wird ihm Freiheit geben (für Reisen und Ähnliches) und das Appartement gibt ihm Lebensfreude und ein schönes Zuhause. Das Appartement ist aber frei von Ballast. Er hat nur das drin, was er braucht (sehr wenig), und genau das macht ihn zum Minimalisten.

Wenn er sich vom Geld belastet fühlt (und ja, manche tun das), dann sollte er sich davon trennen, um sich selbst weiterhin als Minimalist treu zu sein. Nicht irgendjemand anderem muss er treu sein, sondern nur sich selbst. Ich kann nicht in seinen Kopf schauen und sehen was für ihn wesentlich ist und was ihn erfüllt. Das muss jeder selbst wissen. Minimalismus ist eine individuelle Angelegenheit.

Muss ein Minimalist auf ein Auto verzichten? Wenn er es braucht oder Freude daraus zieht: nein. Muss ich mir das Leben unglaublich schwer machen, indem ich hunderte Kilometer zu Fuß gehe, weil es die minimalistischste und konsumkritischste Art der Fortbewegung ist? Nein, denn in Wahrheit bedeutet das maximalen Aufwand.

Muss ich mir selbst Gemüse anbauen, statt es im Laden zu kaufen? Nein. Auch das wäre maximaler Aufwand. Es sei denn, ich ziehe daraus Lebensfreude und genieße diese Art von “Einfachheit”. Auch hier gilt: Für mich ist etwas anderes “einfach” als für jemand anderen.

Die Grenze zieht man dort, wo der Überfluss beginnt und wo es nicht mehr für einen selbst wichtig ist. Dinge, die für unser Leben – wie wir es gerne leben möchten – nicht essentiell sind, lassen wir weg.

Ich würde eine Mietwohnung einem Haus mit tonnenschwerer Hypothek vorziehen. Und genauso wenig wie ich eine Yacht brauche, die ich nicht mal eben loswerden kann und die für minimalste Zusatzfreude maximalen Aufwand kostet, brauche ich mehrere Autos. Dann doch lieber etwas, das maximal Freude bringt und nur minimal kostet.

Niemand hat gesagt, dass Minimalisten allem entsagen müssen und ihr Leben nicht mehr genießen dürfen. Ich sehe Minimalismus noch nicht einmal als pauschale Konsumkritik, sondern lediglich als Kritik an einem ungesunden Lebensstil, weil wir den Überfluss “brauchen”, um uns abzulenken von dem, was unseren Herzen in Wirklichkeit fehlt, wie zum Beispiel gute Beziehungen.

Manchmal brauchen wir den Überfluss auch garnicht, aber es hat uns noch niemand aufgeweckt und gesagt, dass es keine Pflicht dazu gibt, immer mehr Stauraum schaffen zu müssen und immer mehr Dinge anzuhäufen. Die meisten Menschen sind einfach noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass man Dinge aus seinem Leben entfernen kann – selbst wenn diese noch keinen Schimmel angesetzt haben.

Weniger Dinge haben und diese dafür mehr genießen ist ein Anfang. Sich bewusst zu werden, was einem wirklich fehlt (und das ist garantiert nichts Materielles, wenn Sie gerade in einem Industrieland vor einem Computer sitzen und diesen Text lesen) erfordert Mut, ermöglicht einem aber, an der Verwirklichung zu arbeiten. Und das kann Ihr Leben komplett zum Positiven verändern.

 

2. Juni 2011

Wer immer mehr will, versklavt sich selbst

Von
 

Immer mehr zu wollen ist ein Phänomen unserer Zeit, ein Spiegelbild unserer Lebensweise, und doch ist es etwas, das selten als Phänomen erkannt wird. Es prägt unser Verhalten, ohne, dass wir es begreifen. Wir nehmen gar nicht wahr, dass dies oft unseren Emotionen und Handlungen vorausgeht.

In unseren Gefühlen und Erfahrungen nimmt das Verlangen nach Mehr überhand. Vielleicht gehört dieses Phänomen von Natur aus zum Menschsein. Oft organisieren wir unser Leben rund um dieses Verlangen und messen den Erfolg unseres Lebens daran, wie erfolgreich wir darin sind, uns immer mehr zu verschaffen, von was auch immer wir in einem bestimmten Moment wollen.

Zudem leben wir in der Angst nicht noch mehr zu erreichen. Wenn wir mit der Familie oder mit Freunden sprechen, dreht sich vieles darum, mehr zu bekommen: Wer hat mehr hiervon, wer mehr davon? In den USA wird Mehr als kultureller Wert gefeiert. Man will mehr Zimmer in seinem Haus oder einen besser durchtrainierten Körper oder Autos mit mehr PS oder mehr Status, mehr Geld, mehr Kleidung, mehr Bildung – die Liste ist endlos.

Selbst Menschen, die meditieren, möchten möglicherweise mehr: veränderte Bewusstseinszustände oder mehr Einsicht oder mehr Retreats. Mehr ist wie der Staub in der Luft, den man nie wahrnimmt, aber doch dauernd einatmet.

Lässt du in gewisser Weise zu, dass Mehr zu einem inneren Maß wird, an dem du deinen Wert misst – ohne dich jemals bewusst dafür entschieden zu haben? Wenn und falls das passiert, bestimmt es diese Momente deines Lebens derart, dass du neue Verhaltensmuster entwickelst. Es wirkt sich buchstäblich darauf aus, was du in jedem beliebigen Moment deines Lebens wahrnimmst.

Wenn wir anfangen, Mehr als eine Möglichkeit zu benutzen, den eigenen Wert zu messen und unsere Werte zu bestimmen, verfallen wir dem, was man im Buddhismus als „wollenden Geist“ kennt. Dieser wollende Geiste ist angetrieben von Begierde, Widerwillen und Angst. Er erzeugt eine falsche Vorstellung von Kontrolle, in einer Welt, die sich ständig verändert.

Wer nicht dauernd Mehr oder Weniger im Blick hat, wer nicht danach strebt, immer mehr zu haben, und keine Angst davor hat “zu verlieren“– wer nicht zulässt, dass Mehr einen unangemessenen Einfluss auf sein Leben hat – ist frei.

Mehr kann ein großer Antrieb sein. Daher kann es nicht darum gehen, es in Bausch und Bogen zu verwerfen. Doch es sollte nicht dein Leben lenken. Verlangen und der Wunsch nach „mehr“ kann Kraftstoff auf deinem Weg sein. Doch es sind allein deine Achtsamkeit und deine Werte, die dir allzeit verlässlich zeigen können, wohin der Weg geht.


Dieser Artikel ist auf 52wege.de erschienen.

 

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