Minimalismus
6. Juni 2016

Digitaler Minimalismus

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Digitalisierung ist immer dann minimalistisch und sinnvoll, wenn man zum Beispiel Papierkram, Fotos und Musik aufheben will oder muss, ohne seine Wohnung damit vollzustellen. Vernünftige Datensicherung vorausgesetzt, ist das von langer Dauer und sehr bequem und spart viel Platz und schont (z. B. bei Neuanschaffung von Musik) sogar die Umwelt.

Minimalistisch ist es aber nicht, alles, was irgendwie geht, zu digitalisieren und dann im Datenmüll zu ersticken. Ich habe letztens 800 abonnierte RSS-Feeds auf jetzt noch 30 reduziert, und 100.000 gespeicherte E-Mails auf 4.000. Ich nutze kein Twitter und keinen Facebook-Newsfeed mehr. Ich habe den Newsletter meiner Website eingestellt, benutze keinerlei Statistiken mehr zur Auswertung von Besucherzahlen und habe sogar den Code meiner Website entschlackt.

Man muss auch im Digitalen ein Bewusstsein für Minimalismus entwickeln, dem Prinzip der Datensparsamkeit folgen sowie dem universellen Minimalismus-Prinzip: Für jede neue Datei fallen zwei andere weg.

Es ist nicht minimalistisch, alles, was in der Offline-Welt bisher ganze Schränke voll an Platz gebraucht hat, einfach zu digitalisieren und dann vorzugeben, man sei Minimalist, weil man im Kopf ganz genau weiß, was da eigentlich alles auf seinen Schultern lastet.

Da ist man mit dem kleinen Notebook und der vollen Festplatte zwar gewissermaßen auf den ersten Blick mehr Minimalist als der mit den vollen Schränken statt der vollen Festplatte, aber was bringt es, wenn man dauernd nur vor dem Bildschirm sitzt, um sein digitales Messie-Dasein zu verwalten, und sich von dem Chaos und dem Überfluss weiterhin gestresst fühlt?

 

6. Juni 2016

Ankommen

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Ein Gefühl, angekommen zu sein, macht sich breit, wenn man sich von grandiosen, fernen Vorstellungen löst und sich erlaubt, sich mit weniger beziehungsweise dem, was man hat, zufrieden zu geben. Dabei soll die Zu-frieden-heit aus einem tatsächlichen inneren Frieden wurzeln, nicht weil man auf etwas Fernes verzichtet, sondern weil man freiwillig beim Nahen bleiben möchte.

Warum ist das wichtig?

Weil wir heute so viel Auswahl und so viele Möglichkeiten haben, dass es zu einem ernsten Problem wurde. Wie vor nur zwei Generationen der Mangel ernsthafte physische und psychische Probleme bereitete, so ist es heute der Überfluss.

Wir können aus so vielen Dingen wählen, sind so oft genötigt, Entscheidungen zu fällen, dass wir beinahe verrückt darunter werden.1

Mit jedem Gang Richtung Zukunft schafft man ein Stück Vergangenheit, und je näher man der spannenden Ferne2 kommt, desto weiter entfernt man sich von der vertrauten Nähe.

1 Schlimmer noch: wenn Überfluss und Mangel parallel auftreten, wenn beispielsweise jemand, der wenig Geld hat, eine Auswahl treffen muss, und sich keinen Auswahlfehler erlauben darf.

2 Vor nicht allzulanger Zeit war es ein Weltereignis, einen anderen Kontinent zu betreten. Menschen wurden berühmt, weil sie das taten. Heute können wir Filme schauend und Cocktails schlürfend die ganze Welt bereisen.

 

6. Juni 2016

Der Kauf ist nur der erste Schritt

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Mit jeder Sache, die wir anschaffen, steigen unsere Kosten. Aber nicht nur, weil wir in aller Regel für die Anschaffung bezahlen, sondern auch der Erhalt kostet ständig Geld: Wir benötigen nicht nur das T-Shirt an sich, wir benötigen auch Wasser und Waschmittel, Platz zum trocknen, Platz zum aufbewahren.

Schaffen wir uns ein technisches Spielzeug an, kaufen wir im Anschluss zusätzliche Hard- und Software oder Medien, die wir darauf konsumieren, und wir verbringen viel Zeit mit der Einrichtung, Nutzung und Wartung. Lagerung, Betrieb (Strom) und Nutzung (Zeit) kosten Geld. Je günstiger der Drucker, desto teurer die Tinte.

Sogar die Entsorgung auf dem Wertstoffhof kostet Geld. Wir müssen dort hin gelangen, wozu wir meistens ein Auto besitzen oder leihen müssen, und für die Entsorgung nochmal extra bezahlen. Und auch zu Hause gilt: Je größer die Mülltonne, umso mehr bezahlen wir der Entsorgungsfirma jeden Monat.

Diese “Nebenkosten” sind nicht zu unterschätzen und sollten bei jedem Kauf bedacht werden.


Inspired by Patrick Rhone.

 

22. Juni 2014

Das perfekte Wirtschaftssystem?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Wenn nicht die Philosophen in den Staaten Könige werden oder die Könige, wie sie heute heißen, und Herrscher echte und gute Philosophen und wenn nicht in eine Hand zusammenfallen politische Macht und Philosophie, gibt es […] kein Ende des Unheils für die Staaten, ja, nicht einmal im ganzen Menschengeschlecht. —Sokrates

Letztens habe ich einen Spruch gelesen, wo jemand fragte: Was ist das für eine Gesellschaft, die viel mehr in ihr Äußeres als in ihre Bildung investiert? Anders gefragt: Was ist das für eine Gesellschaft, die sich mehr über Konsum als über Bildung definiert?

Ganz einfach: Das ist systembedingt. Je weniger Bildung man hat, desto mehr Konsum braucht man, um sich zu definieren. Und um überhaupt auf die Frage zu kommen, ob dieses Maß an Konsum eigentlich noch sinnvoll ist und ob man sich darüber überhaupt definieren kann und sollte, benötigt es Bildung, mehr noch, Intelligenz.

Ich aber behaupte: Wir bekommen gerade nur so viel Bildung, wie wir brauchen, um in der Wirtschaft zu funktionieren. Das ist insbesondere dann richtig, wenn man betrachtet, dass wir schon in einem Alter – unter Androhung von Sanktionen – ins Bildungssystem gepresst werden, indem uns nach formeller Bildung noch gar kein Sinn steht. Das meiste geht also rein und fast sofort wieder raus, Vieles wohl noch nichtmal wirklich rein. Wir müssen auch gar nicht wissen, warum die Dinge so sind, wie sie sind, wir müssen nur auswendig lernen, dass sie so sind.

Und dann arbeiten wir anschließend den ganzen Tag für wenig Geld, so dass wir anschließend nicht mehr die Zeit und Muße haben für echte Bildung, wenn noch die ganze Hausarbeit ansteht und die aus Zeitmangel ohnehin minimale Beziehungspflege.

Die meisten Menschen können auch nicht einfach selbstbestimmt wesentlich weniger arbeiten, weil sie dann zu wenig Geld haben um sich einen minimalen Lebensstandard zu halten. Der Stundenlohn der meisten Menschen reicht einfach nicht aus, um zu sagen, dann arbeite ich eben ein oder zwei Tage weniger, und widme mich stattdessen Bildung und Gesellschaft. Wir sind also abhängig.

Wie könnte sich die Gesellschaft respektive die Weltbevölkerung kollektiv aus diesem Dilemma befreien?

In Artikel 1 unseres Grundgesetzes steht geschrieben:

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu
schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und
unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen
Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

… und der Gerechtigkeit in der Welt. Damit müsste eigentlich jedem Asylantrag stattgegeben werden. Dann wird aber sofort wieder gejammert wegen des Geldes. Müsste man also nicht als “Wertegemeinschaft”, die man ja plötzlich auch sein kann, wenn es um die Verteidigung des Kapitalismus geht, dafür sorgen, dass jedes Land so ein Gesetz hat, und dann die Ärmsten der Armen ein Stück vom Wohlstand partizipieren lassen — zur Not eben durch Besteuerung, Enteignung oder Umverteilung (wie man es auch immer nennen mag) der überflüssigen Abermilliarden einiger Weniger?

Natürlich gehen manche Milliardäre mit ihrem Vermögen in die Welt hinaus und starten zahlreiche Projekte. Aber warum brauchen große Teile der Weltbevölkerung diese Hilfe überhaupt? Und kann es richtig sein, dass Reiche nicht aus Pflicht für das Wohl anderer Menschen sorgen, sondern bloß aus freiem Willen, einer Neigung heraus? Denn viele tun es auch nicht.

Warum machen sich Politiker gemein mit Menschen, in deren Liga sie finanziell gesehen nicht ansatzweise spielen? Selbst einfache Arbeitnehmer, kaum im Mittelstand angekommen, fürchten schon dass “die Linken” ihr sauer verdientes Geld den “Schmarotzern” nachschieben. Man hält sich für reicher als man ist. Weil man ein Dach über dem Kopf hat, hält man sich schon für Mittelstand. Und die meisten Arbeitslosen sind unfreiwillig arbeitslos, denn niemand lässt sich freiwillig von Arbeitsamt & Co. knechten, ist freiwillig “gesellschaftlich schlecht angesehen” und wird freiwillig krank unter diesem Zustand. Erhebungen belegen das eindeutig: Menschen möchten arbeiten, selbstbestimmte Arbeit gibt der menschlichen Existenz einen Sinn, besonders natürlich Sinn-volle Arbeit, und wenn Arbeit selbstbestimmt ist, wird sie ipso facto als sinnvoll erachtet.

Ein Beispiel: Somalia ist derzeit die Hölle auf Erden. Es ist so schlimm dort, dass sich selbst Ärzte ohne Grenzen von dort zurückgezogen haben. Ich habe einmal ausgerechnet, dass wir mit dem Mehrwertsteueraufkommen einer einzigen Woche das Land Somalia theoretisch in ein — für dortige Verhältnisse — Paradies verwandeln könnten.

Was ist also mein (utopischer) Vorschlag? Wie sieht das “perfekte Wirtschaftssystem” meiner Meinung nach aus?

Schritt 1: Milliardäre enteignen und das Vermögen an die Ärmsten verteilen. Zum Beispiel die riesigen Banken, die ihren eigentlichen Existenzzweck längst ad absurdum geführt haben. Banken, die nicht mehr wissen wohin mit all der Kohle, und darum beginnen auf Lebensmittel zu spekulieren, und damit die Ärmsten noch häufiger in den Hungertod treiben. Konzerne, die für eine existentielle Grundversorgung entscheidend sind (Wasser, Strom, Krankenhäuser, Krankenversicherung, Infrastruktur wie die Bahn, etc.) muss zurück in “Staatshand”, also in Volkes Hand.

Schritt 2: Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Warum funktioniert das? Weil Menschen per se “gierig” sind. Fast alle Menschen möchten immer mehr haben. Und genau dieses Argument wird schließlich auch dafür angeführt, um zu erklären, warum der Kapitalismus doch funktioniere: weil jeder immer mehr haben will, das halte den Wirtschaftskreislauf am leben. Geht es aber um das Grundeinkommen, heißt es plötzlich, dass der Mensch doch faul sei und dann nichts mehr für sich oder andere tun würde. Heißt das konkret, dass der Mensch grundsätzlich nur knapp am Existenzminimum gehalten werden muss, damit er “funktioniert”? Und muss der Mensch darüber hinaus überhaupt funktionieren, wenn er doch existiert? Reicht die bloße menschliche Existenz nicht aus? Ist es darüber hinaus zwangsweise erforderlich, einige wenige Superreiche wie die ALDI-Brüder oder Firmen wie Amazon, die dadurch reich werden, dass sie durch ihre Marktmacht anderen nur das absolute Minimum zugestehen, noch viel reicher zu machen? Oder darf sich ein Mensch ab Sicherung seiner Existenz gesellschaftlich einbringen und sich beispielsweise um ein besseres Miteinander bemühen? Darf er noch Zeit haben zum Nachdenken oder wenn überhaupt, nur noch zum Konsumieren?

Schritt 3: Beschränkung des Maximaleinkommens. Sagen wir, maximal eine Million pro Jahr pro Individuum. Warum nicht? Bis man eine Million hat muss man schon allerhand Leute in Lohn und Brot bringen oder alternativ viel dafür stricken. Das klappt doch bisher auch. Mit den Restmillionen wird ohnehin meist nur Unsinn getrieben, siehe Lebensmittelspekulationen. Wenn Roman Abramowitsch seine Yacht volltankt, kostet das 164.000 Euro. Alles über eine Million pro Jahr wird also zu 100% versteuert und kommt damit der Allgemeinheit zu Gute. Die Folge: Die besten Straßen, die beste Umwelt, die komfortabelste Bahn, die besten Schulen, das beste Trinkwasser, der günstigste und sauberste Strom, die beste Gesundheitsvorsorge. Und was, wenn jemand Geld für eine teure Unternehmung benötigt? Kredite mit fixer Zinszahlung kann man durchaus zur Realisierung kostspieliger Vorhaben bei Menschen einsammeln, die zu viel auf der hohen Kante haben und dies gegen einen kleinen Bonus gerne für sinnvolle Projekte verleihen würden. Das Maximaleinkommen (damit meine ich den Reingewinn) von Firmen kann eventuell auch höher liegen, wegen eventueller Rücklagenbildung und so weiter. Da gilt es noch genauer darüber nachzudenken.

Schritt 4: Zinseszins verbieten. Zwar hilft bereits eine Beschränkung des Maximaleinkommens, die Motivation zur Geldhortung aufzubrechen, es hat aber dennoch wichtige mathematische und besonders staatsfiskalische Gründe, warum das sinnvoll ist. Staatsschulden sind nämlich meist de facto nicht zurückzahlbar, weil die Zinslast schneller steigt als neues Vermögen durch Steuereinnahmen gebildet werden kann, zumal diejenigen, die die meisten Steuern zahlen, gerne damit drohen, das Land zu verlassen oder gleich komplett hinterziehen. Auch hier hilft das Maximaleinkommen. Zinsen darf es gerne weiterhin geben. Wer eine bestimmte Summe verleiht, soll auch seine Belohnung dafür erhalten. Diese muss aber fix sein. Und wer hier Geschäfte macht, muss auch hier Steuern zahlen: Gruß an Amazon, Google, PayPal, Apple, Starbucks & Co.

Schritt 5: Steuern erst viel später erheben, bei wesentlich höherem Einkommen. Das dürfte besonders den Liberalen gefallen, die sich für reicher halten als sie sind. Warum ist das nötig? Weil es zur Handlung motiviert. Wenn ich von geringen Beträgen bereits einen Großteil abgeben muss komme ich nicht so schnell in die Gänge wie wenn ich erstmal alles für mich haben kann. Außerdem bremst es wirtschaftliches Wachstum, es behindert die Existenzgründung und damit Innovationen und Konkurrenz. Insbesondere in Verbindung mit all den anderen Sozialabgaben. Was ist aber nun die Folge? Eine qua Grundeinkommen gesicherte Arbeit führt zu unmittelbarer Belohnung führt zu Mehr-Wollen, und gleichzeitig zu mehr Spaß an der Arbeit was zu mehr Spaß am Leben führt und ebenfalls dazu, diese auch freiwillig ausführen zu wollen, unabhängig vom Einkommen, weil man sie schließlich genießt. Da ist es ab einem bestimmten Punkt auch egal, ob man noch dafür bezahlt wird oder nicht, wenn die Arbeit an sich schon Belohnung genug ist, weil man darin aufgeht. Und ja, es gibt viele Menschen, die auch in einfachen Tätigkeiten wie Putzen eine gewisse Erfüllung finden, auch wenn sich manch Intellektueller das nicht vorstellen kann und einwendet, dass schließlich nicht jeder zum genialen Unternehmer oder Ähnlichem geboren sei.

Schritt 6: Offenlegung aller Einkommen, das heißt der Steuererklärung. Warum? Weil sich in Zukunft nicht mehr darüber definiert werden wird, wie viel jemand besitzt, weil es offenbar ziemlich leicht ist, eine Million zu verdienen, wenn man sich ansieht, dass es allein in Deutschland 892.000 Millionäre gibt, weltweit aber nur 1.400 Milliardäre. Sondern es wird sich darüber definiert werden, wer wie viel für die Gemeinschaft “spendet”, also über die 100%-Steuerabgabe hinaus freiwillig erwirtschaftet, obwohl er es gar nicht mehr müsste. Denn Status ist auch etwas, wonach ein Mensch grundsätzlich strebt, genauso wie sich jeder Mensch definieren und individuell von anderen durch seine Persönlichkeit und seine Leistungen abgrenzen will. So umgeht man auch, dass Menschen nur bis zur “Freimillion” arbeiten. Gleichzeitig motiviert die Offenlegung von Einkommen unter dieser Grenze wiederum dazu, nicht nur auf der faulen Haut zu liegen und das Grundeinkommen zu empfangen, sondern mehr verdienen zu wollen, als der Nachbar. Das funktioniert schließlich auch heute schon bei vielen. Und damit ist das Konzept auch abgerundet. (Bezüglich dem Schutz der Privatsphäre bei dieser Offenlegung gilt es eine angemessene Lösung zu finden.)

Schritt 7 (optional): Da wir den Zinseszins abgeschafft haben, brauchen wir auch kein künstlich aufblähbares, d. h. unbegrenzt inflationierbares Luftgeldsystem mehr, um die irrsinnige Zinseszinsakkumulation aufrechtzuerhalten. Darum können wir zu echtem Geld, welches nur begrenzt verfügbar ist, zurückkehren. Dies könnten zum Beispiel Edelmetalle sein. Da diese aber bereits ungleich verteilt sind, müsste auch hierfür zuerst eine Lösung gefunden werden.

Alle Maßnahmen müssen natürlich weltweit gelten, und warum tut man sich damit so schwer? Weil macht- und geldgeile Menschen an den Knöpfen der Macht um ihre Macht und ihr Geld bangen, den status quo beibehalten wollen, und dabei gerne in Kauf nehmen, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung darunter leidet. Kriege gingen auch nie von der Bevölkerung aus. Es waren meines Wissens nach immer ein oder mehrere persönlichkeitsgestörte Machtgeile, die den Stein ins Rollen brachten, weil sie der Bevölkerung Krieg als Lösung für ihre hausgemachten Probleme verkaufte, im Grunde aber nur selbst an der Spitze stehen wollte.

Wir und vor allem die Medien tun so, als wären wir von Millionären und Milliardären und deren Gunst abhängig. Als gäbe es keine Idealisten. Als wäre der Mensch kein Gemeinschaftswesen. Das ist er aber, erstrecht wenn man den Konkurrenzdruck endlich rausnähme. Selbst um Bildung zu erhalten muss man heutzutage mit anderen z. B. um Studienplätze konkurrieren. Und man sieht doch allenthalben, dass Konkurrenz die Leute nur krank und asozial macht.

Den Rest dazwischen (zwischen Grundeinkommen und Maximalbesteuerung) könnte man mit einer wunderbar schlanken Regierung und ohne überflüssige Behörden wie der Bundesagentur für Arbeit wunderbar kapitalistisch nach den Prinzipien des freien Marktes (also einem unverzerrten Ausgleich von Angebot und Nachfrage) betreiben. Kleine Händler, Dienstleister und mittelständische Betriebe würden in einen fairen Wettbewerb treten, und damit natürlich auch Menschen, ohne aber um ihre Existenz bangen zu müssen, was ihnen ihre Würde und ihr Selbstbewusstsein zurückgibt und eine gesunde Risikobereitschaft stärkt.

Große Ketten und Monopolbildungen würden sich wegen der Gewinngrenze nicht länger rechnen. Darum könnten große Konzerne nie derart große Vermögen anhäufen, welche sie konkurrenzmindernd einsetzen können, z. B. indem sie innovative Neugründungen und Patente aufkaufen oder anderweitig bekämpfen.

Darüber hinaus dürften keine Trivialpatente mehr gewährt werden und Urheberrechte müssten wesentlich früher erlöschen, weil beides Innovationen bremst oder sogar erstickt. Auch sieht man, dass gesetzliche Vorschriften die Innovationskraft sogar antreiben. Firmen werden oft erst dann erfinderisch und investieren in innovative Konzepte, sobald sie müssen. Ein Beispiel: Um 70 Prozent sei der Treibstoffverbrauch von Kreuzfahrtschiffen in den letzten 20 Jahren gesunken, weil die Motoren besser geworden seien. Aber warum wurden sie besser? Weil Schutzzonen eingeführt wurden, in denen kein Schweröl mehr verbrannt werden darf. Not macht eben erfinderisch. Und wer Geld aus Geiz auf Kosten von Mensch und Umwelt verdienen will hat eben Pech gehabt. So einfach ist das.

Es besteht also gar keine Not für kommunistisch-sozialistische Gleichmacherei in der wenige Mächtige in der Regierung alles bestimmen und die restliche Bevölkerung leidet. Gleichzeitig wäre aber das aktuelle kapitalistische Ausbeutungssystem, von dem nur die Reichsten wirklich profitieren und die große Masse leidet, ebenfalls gezähmt und in gesunde Schranken verwiesen.

 

17. Juni 2014

Interview: Minimalismus in der Konsumgesellschaft

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Mitja, ein Schüler der Freien Waldorfschule Stade, hat mir im Rahmen seiner Jahresarbeit einige sehr interessante Fragen gestellt, über die ich mich sehr gefreut habe:

Wie definierst du, ganz persönlich, Minimalismus?

Minimalismus bedeutet für mich, zu identifizieren, was mir im Leben das Wichtigste ist und dann alles andere zu streichen. Das heißt nur die Dinge, Tätigkeiten und Beziehungen in meinem Leben beizubehalten, die notwendig oder wichtig sind oder die mein Leben nachhaltig bereichern.

Natürlich ist für jeden etwas anderes von Bedeutung, weshalb es keine allgemeingültige Definition eines einfachen Lebens geben kann.

Wichtig dabei ist, Extreme zu vermeiden, also den Weg der Mitte zu gehen, damit Minimalismus (die Einfachheit) nicht zum Selbstzweck wird.

(Das mag ohne weitere Erläuterungen etwas egoistisch klingen, das wäre es aber nur, wenn es für mich beispielsweise nicht von Bedeutung wäre, für andere da zu sein. Mir geht es hier zum Beispiel um das Pflegen weniger aber dafür intensiverer Kontakte als möglichst vieler oberflächlicher Kontakte. Durch meinen minimalistischen und dadurch auch achtsameren Lebensstil habe ich sogar viel bessere Möglichkeiten für andere da zu sein.)

Warum bloggst du?

Um einen Beitrag zu leisten für eine hoffentlich irgendwann nachhaltigere, achtsamere, „bessere“ Welt. Ich will die Leute zum Nachdenken anregen für ein besseres Leben als Individuum sowie für ein besseres Miteinander und damit auch für einen besseren Umgang mit der Welt an sich.

Warum bist du Minimalist?

Es befreit, u. a. vom Zwang zum Konsum, der Wartung, Platzmangel, größeren Geldsorgen, und lindert damit auch enorm Zeitmangel. Minimalismus ist Freiheit und Unabhängigkeit. Minimalismus macht so gesehen auch den Kopf frei, vereinfacht buchstäblich das Leben.

Was ist dir im Leben wichtig?

Gute Beziehungen, Gesundheit, Lebensfreude (dazu auch Genuss der kleinen oder „selbstverständlichen“ Dinge und der Natur, und dass ich ständig neue Dinge lernen darf). Aber auch ein guter materieller Lebensstandard, allerdings im Sinne von Qualität statt Quantität. Das Wesentliche zu besitzen, aber nicht im Überfluss zu ertrinken. Lieber wenige „gute“ statt viele mittelmäßige oder gar schlechte „Dinge“ „konsumieren“ (in allen Lebensbereichen: Gegenstände, Tätigkeiten, Menschen, Medien, Nahrung, Freizeit, …).

Ist Minimalismus schwierig?

Finde ich nicht. Man muss sich manchmal klar werden dass man Dinge nicht braucht, selbst wenn alle sie haben (bestes Beispiel: neuestes Smartphone, neuester Riesenfernseher, …) und dann standhaft sein. Es erleichtert aber gleichzeitig auch das Ablehnen der zahlreichen Angebote die man ohnehin nicht alle annehmen kann weil man nicht unbegrenzt Geld, Platz und Zeit hat. Und auch sonst hat Minimalismus viel mehr Vorteile (Freiheit, Zeit, Geld, Mobilität, kurz: Unabhängigkeit).

Was sind, deiner Meinung nach, die größten Probleme einer Konsumgesellschaft?

Die Herstellung (schlechte Arbeitsbedingungen bzw. Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt; Zerstörung des Planeten für Profitgier einiger Weniger), die Entsorgung (massive Umweltprobleme) und der Verbrauch z. B. von fossiler Energie und Rohstoffen.

Auf persönlicher Ebene der gesellschaftliche „Druck“ zum Konsum, quasi als Zwang zu Statussymbolen, zu zeigen dass man mithalten kann, auch wenn man es eigentlich weder muss noch will. Es geht ja nicht um das Smartphone, es geht darum dass das Smartphone aussendet dass man sich das Ding leisten kann und auf der Höhe der Zeit ist: die Gesellschaft zieht oft falsche Rückschlüsse vom Äußeren auf die Person selbst.

Gut vor Augen wird das geführt wenn man sich den Kleiderschrank mancher Teenies anschaut. Teile z. B. von Primark werden tütenweise gekauft, zum Teil nur einmal getragen und die Menschen in Bangladesch verenden schleichend an den Chemikalien1, die zur Herstellung dieser Billigmode benötigt wird, an Überarbeitung (über 12 Stunden am Tag an sieben Tagen die Woche2) oder weil eben die Fabrik einstürzt (zuletzt 1127 Tote und 2438 Verletzte3).

Generell zählt in der derzeitigen Konsumgesellschaft anscheinend fast nur noch Quantität, die Qualität (sowohl der Produkte als auch wie sie gemacht werden – von Mensch und Umwelt) ist nahezu völlig irrelevant geworden. Wirklich „preis-wert“ (den Preis wert) ist fast nichts mehr. Weniger, aber dafür besser – da müssen wir (wieder) hin.

Welches ist dein Lieblingszitat? (Wenn du eins hast, ich finde viele einfach richtig gut.)

Wenn ich ein Lieblingszitat hätte bräuchte ich nicht diese Sammlung – da geht es mir wie dir. :-)

Wie ernährst du dich?

Ich versuche auf Billigfleisch zu verzichten, nur möglichst moralisch „halbwegs okay erzeugtes“ (es gibt eigentlich so gut wie kein moralisch einwandfreies Fleisch) Biofleisch zu essen und das möglichst selten, hoffentlich irgendwann gar nicht mehr; schon gar kein McDonalds & Co., davon wird mir tatsächlich sogar nach wenigen Happen richtig schlecht.

Nudeln, Reis, Tofu, usw. sind zum Beispiel gut. Gerne viel Obst, Gemüse, Früchte und Kräuter. Ich glaube wenn man nicht so langweilig kocht braucht man gar nicht so viel Fett und Fleisch. Gute Anregungen, wie man es besser machen kann, liefert zum Beispiel die asiatische Küche. Darum habe ich auch die Kräuter genannt.

Zucker und Fette meide ich weitgehend. Ich esse kaum „unnötige“ Sachen wie Süßigkeiten. Grund: Es macht mich nicht satt, aber die Zähne kaputt, und manche Leute sogar fett (mich übrigens nicht, insofern hab‘ ich davon ernährungstechnisch gesehen nichtmal was).

Generell, wenn es sich finanziell irgendwie machen lässt, sollte man Billigprodukte von Aldi, Lidl & Co. meiden. Die sind meiner Meinung nach nur auf Kosten von Mensch (z. B. den Zulieferern, aber auch den Konsumenten) und Tier (z. B. Massentierhaltung) so billig.

1 Quelle (Etwa ab Minute 20)

2 Quelle: „„Wer ein T-Shirt für zwei Euro kauft, muss wissen, dass jemand anderes den Preis dafür bezahlen muss.“ (…) „Die Arbeitsbedingungen sind katastrophal.“ Die Näherinnen in Bangladesch müssten sieben Tage die Woche jeweils zwölf Stunden arbeiten.“

3 Quelle: „Im Gebäude waren mehrere Textilfirmen, Geschäfte sowie eine Bank untergebracht. Am Vortag (…) waren in dem Gebäude Risse festgestellt worden. Deshalb verbot die Polizei den Zutritt. Dennoch waren mehr als 3.000 Menschen im Gebäude, größtenteils Textilarbeiterinnen, als das Gebäude (…) kollabierte. Die Angestellten waren von den Fabrikbetreibern gezwungen worden, ihre Arbeit aufzunehmen.“

 

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