Bedürfnisse unterscheiden, Fehlkäufe vermeiden
Ich unterscheide zwei Arten von Bedürfnissen: Echte und eingebildete.
1. Das Bedürfnis, etwas zu kaufen, was einem ständig schon im Kopf umhergeht, weil man es ganz einfach braucht, ist ein echtes Bedürfnis. Es ist für einen persönlich wichtig oder sogar dringend, wie zum Beispiel Lebensmittel. Man weiß ganz genau was man braucht und wie viel davon, weil es fehlt. Auch ohne vorher Werbung dafür gesehen zu haben weiß man: “Ich brauche eine Glühbirne, sonst sehe ich am Abend nichts mehr.”
2. Das Bedürfnis, etwas zu kaufen, wodurch man erst durch Werbung aufmerksam gemacht wurde. Dieses Bedürfnis kann man vollständig ignorieren, denn man hat davor nichts vermisst. Man glaubt zwar, ab dem Zeitpunkt, wo man die Werbung gesehen hat, etwas zu vermissen, aber es ist in Wahrheit kein Bedürfnis, sondern ein Wunsch, der nach einiger Zeit von selbst verschwindet. Natürlich wäre es “irgendwie ganz nett” ein iPad zu haben, weil es “ja doch ganz cool ist und jeder es hat”. Aber braucht man es? Besteht ein echter Bedarf? Als es noch kein iPad gab, war mein Leben dadurch mit einem Mangel versehen? Konnte ich wesentliche Dinge nicht erledigen?
In der ersten Kategorie wissen Sie von sich aus – ohne dass Sie jemand Drittes z. B. durch Werbung darauf hinweist – dass Sie eine bestimmte Sache anschaffen müssen, weil diese eine tatsächlich vorhandene Lücke schließt, einen Mangel beseitigt.
Auf die zweite Kategorie kamen Sie meist nicht von sich aus, sondern durch Werbung, und erst, nachdem Sie die Werbung gesehen haben, denken Sie: “Da sind jetzt Sitzsäcke im Angebot. Wäre doch ganz nett einen zu haben.” Und dann stellen Sie fest, dass Sie nie darauf sitzen. (Ich spreche aus Erfahrung.)
Geben Sie nur dem ersten Bedürfnis nach, niemals dem zweiten.
Minimalistisch leben
Ich wollte die Reihe Minimalist in 21 Tagen eigentlich so gestalten, dass ich für jeden Raum des Hauses bzw. der Wohnung einen Artikel schreibe und noch dazu auf andere (immaterielle) Bereiche eingehe. Dazu komme ich zur Zeit leider nicht. Darum habe ich nun vorerst eine kurze, exemplarische Zusammenfassung geschrieben, wie ich mir ein minimalistisches Leben (in Bezug auf Gegenstände) vorstelle.
Schlafzimmer
Ein Platz zum Schlafen, kleines Kopfkissen, kleiner Kleiderschrank.
Wer sich mit der Idee des „möglichst nahe am Fußboden Schlafens“ anfreunden kann, dem empfehle ich ein japanisches Futon als Bett, da es sich in einer kleinen Wohnung sogar zusammenrollen und verstauen lässt.
Badezimmer
Zahnbürste, Zahnpasta, Haarshampoo, Rasierer, Nagelzwicker, Deo. 3 Handtücher, 2 Duschtücher.
Kein Duschgel, kein Haargel, kein Parfüm, kein Kamm, kein Föhn.
Arbeits- und Wohnzimmer
Couch mit Couchtisch, Bücherregal, Schreibtisch, Bürostuhl, Notebook, Schreibtischlampe, Drucker, Scanner (ersetzt durch TinyScanner-App), Telefon, Kamera, Smartphone, Kopfhörer.
Prinzip: Büro und Medien (Dokumente, Musik, Filme, Fotos, …) auf Minimum reduzieren und Verbleibendes möglichst digitalisieren.
1 Lesebrille, 1 Sonnenbrille. 1 Geldbeutel (Bargeld, Ausweis, Führerschein, Bank- und Kreditkarte).
Kein Faxgerät, kein Fernseher, kein E-Book-Reader, kein Tablet, kein Esstisch.
Küche
Auf möglichst vielfältig nutzbare Gegenstände achten (keine viel zu großen oder zu kleinen Töpfe, kein kaum benötigtes Spezialwerkzeug).
Kaffeefilter, Teefilter.
Kleiner Kühlschrank mit Gefrierfach, kleiner Ofen/Herd, Wasserkocher, kleine Spülmaschine (optional), kleine Waschmaschine.
Tipp: Wasserkocher spart viel Zeit und, wenn ich richtig informiert bin, auch Strom, wenn man z. B. Wasser fürs Nudelkochen nicht erst im Topf erwärmt sondern bereits im Wasserkocher erhitzt.
Pro Person im Haushalt: 2 kleine und 2 große Teller, 1-2 Suppenteller, ggf. 1 Müslischale, je 2-4 kleine Gabeln, Teelöffel, Esslöffel, Gabeln, Messer. 2 Tassen, 2 Gläser.
Die Müslischale kann auch den Suppenteller ersetzen und umgekehrt.
Pro Haushalt: Je 1 kleiner, mittlerer, großer Topf, zwei Pfannen (kleine und mittlere Pfanne bei einer Person im Haushalt, mittlere und große bei zwei und mehr Personen im Haushalt oder wenn man häufiger vorkocht, was ebenfalls Zeit und Energie spart).
1 leicht zu reinigendes, stabiles Schneidebrett um Brot oder Zutaten zu schneiden und heiße Gegenstände wie Töpfe/Pfannen darauf abzustellen.
1 Schöpfer, 1 Sieb, 1 Salatschüssel, 1 sehr scharfes Allzweck-/Kochmesser, 1 sog. Tomatenmesser mit Sägezahnung, 1 Brotmesser, 1 Schälmesser. 1 Schere, Dosenöffner, Flaschenöffner, Handtuch, Lappen, Geschirrtuch.
Tipp: Töpfe mit Deckel benutzen geht schneller und spart Energie.
Tipp: Alle Gegenstände unmittelbar nach Benutzung abspülen (oft reicht ohne Spülmittel mit heißem Wasser; spart Spülmaschine und ermöglicht wenig Gegenstände vorzuhalten).
Tipp: Direkt aus der Flasche trinken spart ebenfalls Abwasch von Gläsern.
Keine Mikrowelle, kein Toaster, keine Brotschneidemaschine, kein Eierkocher (kleinen Topf verwenden).
Kein Esstisch im Wohnzimmer, kein Küchentisch in der Küche (bei Neubezug der Wohnung auf große Arbeitsfläche achten): Couchtisch nutzen.
Kleiderschrank
3 Jeans, 1 lange Sporthose (Winter), 1 kurze Sporthose (Sommer), 1 3/4-Hose (Sommer), 8 „Unterhosen“, 8 Paar Socken, 6 T-Shirts, 4 Pullis, 1 Fleecejacke, 2 Jacken (Sommer, Winter), 1 Gürtel, 1 Schal, 2 Mützen (Sommer, Winter), 1 Paar Handschuhe, 1 Badehose.
2 Bettbezüge. 1 Schlafsack für Reisen. 1 Rucksack für Reisen/Arbeit/Uni/Einkäufe/Sport/etc., 1 Regenschirm (Knirps). 3 Paar Schuhe (2 Sommer, 1 Winter).
Sport
Fahrrad. 1 Paar Barfußlaufschuhe, Flexibar, 1 Paar Liegestützgriffe, 1 Türreck.
Software und Internet
Software (Mac): Einfacher Texteditor (TextEdit in Reintext-Ansicht), Browser (Safari), RSS-Reader (NetNewsWire), Media-Player (VLC), Kalender (iCal), E-Mail (Thunderbird), Textverarbeitung und Tabellenkalkulation (LibreOffice), FTP (Transmit).
Simple Ordnerstruktur (nicht zu breit, nicht zu tief), minimale Datenvorhaltung sowie fast keine Lesezeichen (sofort lesen oder bleiben lassen), minimale RSS-Abos, usw.
Keine sozialen Netzwerke, keine Newsletter.
Und sonst?
1 kleiner Werkzeugkoffer, 1 kleiner Staubsauger (wenn Teppich), 1 Wischer, 1 vertikaler Wäscheständer (noch simpler: Leine).
Kein Bügeleisen, kein Bügelbrett, kein Trockner.
Kein Schuhkästchen, kein Telefonkästchen, keine Badezimmermöbel (außer 1 kleines Brett über dem Waschbecken), kein Nachtkästchen, etc.
Keine Vorhänge, keine unnötige Dekoration (einschließlich Pflanzen. Nur soviel bis das persönliche Wohlfühllevel erreicht ist).
Weitere Anmerkungen und Tipps
- Dinge, die man nur temporär besitzt, wie z. B. Schulsachen, würde ich nicht auflisten, weil diese von außen aufgezwungen werden. Obligatorische Dinge wie Steuerunterlagen u. Ä. muss man natürlich ebenfalls aufbewahren.
- Notwendigkeiten wie Toilettenpapier, Handtücher, Seife, Gewürze, Getränke, Verbindungskabel, Putzsachen usw. zähle ich auch nicht auf.
- Wichtig: Je weniger Gegenstände, desto besser müssen sie sein.
- Küchenmesser sollten zum Beispiel sehr scharf sein und eine vielfältig einsetzbare Länge haben. Kleidung muss eine gute Qualität haben (was nicht heißt, dass es ein Markenname sein muss). Technik darf nicht nach einem Jahr oder gar noch früher kaputt sein, was unnötig Kosten und Sondermüll produziert.
- Niemals Ordner (ob analog oder digital) namens „Sonstiges“ anlegen. Das meiste was da reinwandert wäre wahrscheinlich im Papierkorb besser aufgehoben.
- Wohnung großem Haus vorziehen, ggf. Miete (und damit Instandhaltung durch Dritte) Eigentum vorziehen.
- Wenn die eigene Wohnung nicht klein genug ist oder man Bewegungsfreiheit liebt: Freiflächen gezielt pflegen, so als wäre gar kein Platz vorhanden, nicht zustellen oder füllen; insbesondere Tischflächen und Fußböden konsequent frei halten.
- Möglichst wenig Stauraum schaffen (wenige Schränke aufstellen).
- Für jede neue Sache zwei alte entfernen.
- Leitungswasser statt Flaschenwasser trinken. (Die Schlepperei für ein bereits vorhandenes Gut ist absurd.)
- Wenn die Wohnung zu kahl wirkt, sanfte Wandfarben benutzen. Ich habe überall ein sanftes gelb; man könnte aber beispielsweise auch in jedem Raum eine andere Wandfarbe (z. B. apricot, rosé, mintgrün) verwenden, was auch sehr angenehm ist.
Kann man zu viele Möglichkeiten haben?
Was mich erstaunt, ist, dass wir, genau wie jemand, der nicht weiß, dass Salzwasser ihn immer durstiger macht, immer mehr nach Freiheit streben, die uns immer mehr nach Freiheit streben lässt.
Genau wie wenn wir Salzwasser trinken, werden wir nie genug Freiheit bekommen.
Der Weg zu mehr Beschränkung, der bewussten Beschränkung, und damit gewissermaßen sogar der bewussten Einengung (unserer Wahlmöglichkeiten), erscheint uns absurd, da wir – und damit meine ich die gesamte Gesellschaft – nach immer mehr Wahlmöglichkeiten streben, immer mehr Freiheit wollen.
Wir könnten schon morgen problemlos innerhalb weniger Stunden am anderen Ende der Welt sein – ein bisschen Geld in der Tasche vorausgesetzt. Wir könnten. Könnten dieses, könnten jenes.
Und genau darin besteht das Dilemma unserer modernen Zivilisation, da wir permanent abgleichen und vergleichen, ob es nicht woanders – an einem anderen Ort, mit anderen Menschen, anderen Beschäftigungen, anderen Dingen – besser wäre. Und damit verlieren wir das Jetzt aus den Augen.
Wir haben so viele Wahlmöglichkeiten, dass wir das Gefühl haben, wir wären faul, wenn wir nicht alles wahrnehmen. Unsere Lebenszeit ist begrenzt, und darum versuchen wir so viel wie nur irgendwie möglich reinzustopfen, alles zu verwirklichen, was auch nur kurz in unseren Gedanken als Möglichkeit aufgetaucht ist.
Ich persönlich wünschte mir manchmal, ich würde weniger können. Das soll nicht heißen, dass ich alles kann, aber es heißt, dass es von mir kleine und größere Brücken zu unterschiedlichen Fähigkeiten gibt: Programmieren, Schlagzeug spielen, Schreiben, Nachdenken über Psychologie und Philosophie, Lesen, und so weiter.
Wären diese Brücken gar nicht erst da, würde ich nicht in die Bredouille geraten, dauernd von meiner Insel des Ichs zu den anderen Inseln der Computer, des Schlagzeugs, des Schreibens und so weiter gehen zu müssen, um dort etwas zu verrichten.
Das klingt negativ – ich könnte ja auch einfach froh sein, “so viel” zu können, im Sinne von so viele Möglichkeiten zu haben. Allerdings geht damit auch die Qual der Wahl einher, und heutzutage betrachten es viele Menschen gar nicht mehr als Qual der Wahl, sondern als Qual der Verpflichtung, alles tun zu müssen, wozu man halbwegs in der Lage ist.
Oder warum schicken ehrgeizige Eltern ihre Kinder in deren Freizeit in fünf verschiedene Aktivitäten, und verfolgen diese ehrgeizig auf bestimmte Ziele, die es zu erreichen gilt?
Warum können die Kinder nach der Schule oder dem Kindergarten nicht einfach völlig sinnlos im Sand wühlen, auch wenn sie prinzipiell dazu in der Lage wären, Geige zu spielen? Und Tae-Kwon-Do zu machen? Und Mandarin zu lernen? Und mit der rechten Hand den Zauberwürfel lösen, während sie mit dem linken Fuß die Mona Lisa malen und gleichzeitig über die ungelösten Probleme der Mathematik nachdenken?
Ich denke wir müssen lernen, uns bewusst abzugrenzen, bewusst zu reduzieren, ohne Schuldgefühle oder Gefühle der “Verschwendung” von Talenten oder Zeit zu entwickeln.
Wir müssen verstehen, dass unsere Gesellschaft heute an einem Zuviel an Auswahl leidet. Wir müssen nicht alles tun, nicht alles probieren, nicht alles konsumieren.
Glaubt man, dass es nur dieses eine Leben gibt, ist es sinnvoller, sich auf das Wichtigste zu beschränken und seine Zeit in vollen Zügen zu genießen. Weniger arbeiten, ja weniger lernen, und mehr genießen (es sei denn man begreift lernen oder seine Arbeit als Genuss. Das geht jedoch nur, wenn man diese Beschäftigungen aus freien Stücken tut und nicht ständig daran denkt, was man noch alles tun könnte im Sinne von müsste).
Und wenn man glaubt, dass es mehrere (oder unendlich viele) Leben gibt, lohnt es sich erstrecht nicht, sich dermaßen abzuhetzen.
1 Zu diesem Artikel inspiriert hat mich der Artikel Lebenskunst: Die Fähigkeit, mit sich allein zu sein (€) von Rolf Haubl, erschienen in der Psychologie Heute Ausgabe 03 / 2009, in dem es unter anderem heißt: “Um mit Michael Young zu sprechen: Sie [die modernen Menschen] sind sich vermehrt bewusst, dass es andere Orte auf der Welt gibt, wo sie sein könnten, zusammen mit anderen Männern oder mit anderen Frauen, in anderen Zusammenkünften, bei anderen Konferenzen oder Ausstellungen, auf anderen Wanderwegen. Sie könnten andere Bücher lesen, in anderen Mondnächten.” und “Das Bild [Melencolia I von Albrecht Dürer] zeigt die geflügelte Figur in einer Entscheidungssituation: Sie besinnt sich, denkt nach. Allein. Nicht außer sich, sondern bei sich. Ohne Depression, aber in einer melancholischen Haltung, aus der heraus sie ihren Ehrgeiz besänftigt: mit ihrem Turm nicht immer höher hinauszuwollen, sondern sich mit einem nicht perfekten Werk und damit auch mit den Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit zu bescheiden. Solche Entscheidungen zu treffen setzt die Fähigkeit voraus, allein zu sein: sich zurückzuziehen, den bestehenden Handlungsdruck zu reduzieren, ohne die Angst zu haben, dadurch zu vereinsamen, weil man soziale Erwartungen nicht erfüllt.” ↩
Into the Wild
Wir füllen unsere Häuser mit Krempel, um uns abzulenken von der Wahrheit, wie kalt, leer und einsam es eigentlich ist, alleine oder mit nur wenigen Menschen in einem viel zu großen Haus zu leben.
Wir würden uns einsam fühlen, würden unsere Augen die Leere, von der wir in Wahrheit umgeben sind, tatsächlich erblicken.
Man sollte kein Christopher McCandless („Into the Wild“) werden, der alleine in der Wildnis umher streift und Eichhörnchen erlegt, um zu überleben. Man muss es nicht übertreiben. Man muss vor allem nicht alleine sein. Im Gegenteil.
Ich plädiere eigentlich dafür, dass wir Menschen wieder mehr zusammen kommen, uns einander nähern, in echt, und den Menschen vor uns als kostbarstes Gut betrachten, statt Geld oder seine Manifestationen: Dinge und die Arbeit, die wir verrichten, um sie zu erhalten.
Wir lassen uns voneinander entfremden, immer mehr. Durch das Fernsehen, den Konsum und durch Arbeit.
Man „muss“ arbeiten, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Man „muss“ flexibel sein und womöglich 10 von 12 Monaten im Jahr irgendwo anders sein als die Familie. „Es ist eben so“, dass man seine Kinder nicht aufwachsen sieht bzw. aktiv dazu beiträgt, denn man „muss“ schließlich Geld verdienen.
Muss man wirklich? Und ist der Preis, den wir dafür bezahlen, nicht viel höher als der, den wir dafür bekommen? Ignorieren wir nicht sogar die Tatsache, dass wir überhaupt einen Preis zahlen, und schauen nur auf den vermeintlichen Gewinn?
Weisheit für Minimalisten
Ich habe einmal von einem Forschungsbericht gehört, bei dem man Menschen kurz vor ihrem Tod befragte, welches die Momente in ihrem Leben seien, die ihnen noch als besonders glückliche in Erinnerung waren.
Erstaunlicherweise waren es meist einfache, wenig dramatische Momente des Lebens oder Augenblicke tiefer Verbundenheit mit anderen Menschen, die zum Schluss zählten.
Es waren nicht die finanziellen Erfolge und die Macht, die man in seinem Leben erreicht hatte, es waren kleine Momente des Glücks, die rückblickend am bedeutsamsten waren:
Die ehrliche Zuneigung eines Menschen, dem man sich gleichermaßen zugetan fühlte, ein besonders ergreifender Moment in der Natur, die Unbekümmertheit des Enkelkindes, ein Sonnenstrahl durch dunkle Wolken, ein überraschender Wolkenbruch in den Bergen, vor dem man sich unter ein Dach rettete, wo man die Zeit nutzte, um sich aus dem Leben zu erzählen …
Warum hat es das Einfache so schwer?
Das liegt vermutlich daran, dass wir uns durch den schönen Schein des Komplizierten, Aufgesetzten, Schwadronierenden leicht beeindrucken lassen.
Das Einfache hingegen braucht etwas Inneres, etwas Wirkliches, um uns zu faszinieren.
Deshalb muss heute so vieles so kompliziert daherkommen: die innere Qualität würde nicht mehr ausreichen, um uns zu überzeugen.
(aus: Peter Steiner: „Weisheit für Minimalisten“)