Minimalismus
8. November 2011

Was passiert, nachdem wir uns überflüssig gemacht haben?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Die Herausforderung der Zukunft wird sein, wie wir leben, nachdem wir uns “überflüssig” gemacht haben.

Wir werden dann “zu viel” Freizeit haben. Zumindest haben wir dann so viel Freizeit wie noch nie, wenn Roboter unsere Einkäufe erledigen, putzen, unsere Felder bestellen, usw.

Welche Lösungen werden wir finden, um uns trotzdem zu “finanzieren”? “Vollbeschäftigung” wird es dann zweifellos nicht mehr geben, weil wir einfach nicht mehr so viel tun müssen.

Müssten wir heute schon nicht, aber je einfacher die Tätigkeiten, desto brutaler werden Menschen durch Roboter ersetzt.

Wie wird unsere Gesellschaft dann aussehen? Wer wird was tun und warum? Werden wir alle zu Dichtern und Denkern? Was ist mit “unproduktiven” Menschen, deren Arbeitskraft durch Roboter ersetzt werden?

Wird sich die Putzfrau künftig höheren Aufgaben widmen? Wird sie daran Spaß haben? Mehr oder weniger als davor? Wer “bezahlt” die Zeiten der Umschulung, Anlernung oder Fortbildung?

Das kann nur funktionieren, wenn wir beginnen, miteinander zu teilen, damit auch diejenigen noch etwas von ihrem Leben haben, deren Arbeitskraft vielleicht obsolet wurde.

Und noch eine dystopische Anmerkung:

Wer die Computer, Roboter und ihre Algorithmen kontrolliert, wird in Zukunft mehr Macht ausüben als je zuvor. Die Macht über Schicksale zu entscheiden wird sich bei denjenigen akkumulieren, die Zugriff auf das Innenleben der Maschinen haben.

Wenn Fälle vieler tausend Menschen von Algorithmen entschieden werden, ist es derjenige, der die Maschine kontrolliert, der noch Mensch bleiben muss, der “Ausnahmen” definiert.

Wenn derjenige aber nicht erreichbar oder nicht Willens ist (die Nichterreichbarkeit sieht man schon heute am Beispiel von Google und Facebook und den Mangel an Einsicht auf diversen Ämtern sowie bei den erstgenannten), ist der auf die “Maschine” angewiesene Mensch gnadenlos ausgeliefert, wo er früher einfach zum Sachbearbeiter im nächsten Zimmer gehen konnte, der einen besseren Tag hatte, oder nochmal neu anrufen konnte, um mit einem intelligenteren Mitarbeiter verbunden zu werden, der das Problem versteht.

Noch ein Punkt zur Nichterreichbarkeit von Google und Facebook:

Man sollte sich mal die Frage stellen, warum sie nicht erreichbar sind. Könnte das an der längst fortgeschrittenen Machtkonzentration liegen, an dem Oligopol, welches dafür sorgt, dass wenigen Machthabern (den Mitarbeitern von Google und Facebook, die die Maschine steuern) viele “abhängige” und folglich irgendwann ausgelieferte Menschen gegenüber stehen und deshalb aus “ökonomischen Zwängen” keine Kapazitäten mehr für eine individuelle Kundenbetreuung zur Verfügung stehen?

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo mir bei Google ein echter Mensch auf meine E-Mail geantwortet hat.

Diesen Effekten lässt sich wohl nur entgegen wirken, wenn man Oligopol- oder gar Monopolbildung verhindert, in einer utopischen Vorstellung sogar initiiert von den Machthabern selbst, die sich mit kleinen Marktanteilen und einem geringeren Einkommen zufrieden geben und darum noch anderen Marktteilnehmern Luft zum atmen lassen, damit viele von dem Kuchen essen können, für den viele bezahlt haben, statt nur wenige von dem Kuchen, für den viele bezahlt haben.

 

3. November 2011

Einfachheit ist Freiheit, Lebendigkeit, Klarheit

Von
 

Wie klares Wasser uns den Blick bis auf den Grund eines Sees ermöglicht, so lässt Einfachheit die Natur des Geistes hinter dem Schleier der rastlosen Gedanken zum Vorschein kommen.

André Comte-Sponville hat inspirierende Worte gefunden, um genau das zu beschreiben:

„Der einfache Mensch lebt, wie er atmet, genauso unangestrengt und uneitel, genauso ungekünstelt und unverkrampft.

Einfachheit ist Freiheit, Lebendigkeit, Klarheit. So einfach wie die Luft, so frei und ungehindert wie die Luft.

Der einfache Mensch nimmt sich selbst nicht zu wichtig oder zu ernst. Frohgemut geht er seines Weges, leichten Herzens, mit sich selbst im Reinen, ohne Ziel, ohne Wehmut, ohne Ungeduld.

Die Welt ist sein Reich, und sie genügt ihm. Die Gegenwart ist seine Ewigkeit, und sie entzückt ihn. Er braucht nichts unter Beweis zu stellen, weil er nicht den Schein wahren muss, und nichts zu suchen, weil alles vor ihm liegt.

Was ist einfacher als Einfachheit? Was leichter? Sie ist die Wesensqualität der Weisen und die Weisheit der Heiligen.“

Aus: Matthieu Ricard – Glück

 

22. Juli 2011

Meine 10 Bedürfnisse

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Leo Babauta hat seine 10 Essentials (eigentlich 8) aufgelistet, was ich auch gerne tun möchte, allerdings zähle ich absolute Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wärme, Kleidung, Schlaf und Hygiene nicht dazu.

  1. Freunde, weil wir uns gegenseitig verstehen, gemeinsam lachen, gute Gespräche führen und uns vertrauen.
  2. Lesen, weil es den eigenen Horizont enorm erweitert.
  3. Schreiben, weil ich es liebe, wenn ich andere Menschen mit meinen Gedanken inspirieren kann. Ich brauche nur einen einfachen Texteditor oder einen Notizblock.
  4. Schlagzeug spielen, weil es ein schönes Gefühl ist, selbst coole Rhythmen zu erzeugen.
  5. Musik hören, weil gute Musik ein erstklassiger Energielieferant ist.
  6. Fahrrad fahren, weil man sich damit aus eigener Kraft an der frischen Luft bewegt und es ein Gefühl von Freiheit auslöst.
  7. Natur, weil ich dort zu mir zurück finden, abschalten, meine Batterien aufladen und die Ruhe genießen kann. Einfach mal zeitlos sein, ohne Hektik, ohne Bewegung (es sei denn, ich will mich innerhalb der Natur bewegen, was die Sache oft noch besser macht).
  8. Menschen. Ich liebe es, in der Stadt zu sitzen und nichts zu tun, außer einfach nur zu sitzen und um mich herum die Menschen zu hören und die unterschiedlichen Eindrücke zu genießen.
  9. Reisen. Weil es inspirierend ist, andere Menschen und andere Orte zu sehen.
  10. Meditation, weil ich damit die Perlen am Meeresgrund sehen kann, wenn die Wellen sich gelegt haben. :-)

Und was sind Ihre 10 wichtigsten Bedürfnisse?

 

18. Juli 2011

Wie ich zu Geschenken stehe

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Warum hat es das Einfache so schwer? Das liegt vermutlich daran, dass wir uns durch den schönen Schein des Komplizierten, Aufgesetzten, Schwadronierenden leicht beeindrucken lassen. Das Einfache hingegen braucht etwas Inneres, etwas Wirkliches, um uns zu faszinieren.
(Peter Steiner: „Weisheit für Minimalisten“)

Meine Einstellung zu Geschenken ist, dass ich mit mir als Person überzeugen möchte, mit meiner Persönlichkeit, meinem Charakter und meinen Taten, statt mit Dingen und Besitztümern wie Geld, Auto, Schmuck, Geschenken, Leistungen, Wichtigtuerei, falschen Versprechen oder Komplimenten.

Ich möchte für die Menschen in meiner Umgebung da sein, gute Gespräche führen und Spaß haben, statt mit Dingen um mich zu werfen, die kompensieren sollen, dass ich vielleicht die meiste Zeit gar nicht für sie da war (wie es in vielen Familien der Fall ist).

Darum bedeuten mir die meisten Geschenke nichts und ich lege auch keinen besonderen Wert auf das „feiern“ von gesellschaftlichen Ereignissen wie Ostern, Weihnachten, usw.

Viel wichtiger als Geschenke, Osternester und Weihnachtsbäume ist mir die Beziehung zu meinen Mitmenschen, denn nährende Beziehungen sind alles, was man wirklich braucht (und was ich anderen schenken möchte).

Das heißt nicht, dass ich Geschenke grundsätzlich ablehne. Wenn bekannt ist, dass ich mir etwas wünsche und jemand hat die Gelegenheit, mir diesen Wunsch zu erfüllen, dann freue ich mich sehr, wenn er die Gelegenheit dazu ergreift. Aber ich erwarte nichts.

Genauso erfülle ich gerne Wünsche, von denen ich erfahre oder wenn ich davon ausgehe, dass etwas wirklich sinnvoll sein könnte. Aber ich schenke nichts mehr, um einem gesellschaftlichen Zwang gerecht zu werden.

Wenn ich etwas schenke, versuche ich, Erfahrungen und Erlebnisse zu schenken (und damit auch schöne Erinnerungen), statt irgendwelche Dinge.

Wie können Sie Ihre Dankbarkeit oder Freude zeigen, ohne etwas zu kaufen?

 

15. Juli 2011

Minimalisten: Haste nix, biste was

Von
 

Teurer Urlaub, neueste Mode, Schränke voller Nippes? Für Minimalisten ein Graus. Sie arbeiten an der Vereinfachung ihres Lebens – und liegen damit im Trend. Immer größer wird die Zahl der Menschen, für die weniger tatsächlich mehr ist.

Wer Alex Rubenbauer etwas schenken möchte, hat es schwer. Ein Windlicht, eine DVD, eine Pflanze – “sinnlosen Krempel entsorge ich nach kurzer Zeit”. Rubenbauer will nicht unhöflich sein. Aber konsequent. Konsequent minimalistisch.

Das bedeutet: kein Kram, der herumsteht und verstaubt. Nichts, das unnötig Raum einnimmt und von wesentlichen Dingen wie Schreiben, Lesen oder Gesprächen mit Freunden ablenkt. Und nichts, von dem man schon genug hat.

(Weiterlesen bei SPIEGEL ONLINE)

 

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