Psychologie
2. Dezember 2011

Macht Placebo-Bier auch betrunken?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Um mit Frauen sprechen zu können, muss Raj aus der Serie The Big Bang Theory Alkohol trinken. Als er in einer Folge versehentlich alkoholfreies Bier bekommen hat, konnte er auch mit ihnen sprechen, verstummte aber schlagartig, als er auf dem Etikett gelesen hat, dass es sich um alkoholfreies Bier handelte.

Wer jetzt glaubt, das sei komplett an den Haaren herbeigezogen, der irrt:

Es gab einmal ein psychologisches Experiment, bei dem die Hälfte der Versuchspersonen Alkohol in ihrem “Wodka Tonic” hatte und die andere Hälfte nicht. Alle wussten, dass nur die Hälfte der Gruppe Alkohol bekam, aber niemand wusste, wer tatsächlich Alkohol bekam und wer nicht.

Der Hälfte, die keinen Alkohol bekam, sagte man, sie hätten Alkohol bekommen – der anderen Hälfte, die Alkohol im Getränk hatte, sagte man wiederum, sie hätten keinen darin.

Nach einigen Drinks spielte es keine Rolle mehr, ob die Getränke tatsächlich Alkohol enthalten hatten. Studenten, die dachten, sie hätten “echten” Wodka Tonic bekommen, benahmen sich anders als solche, die dachten, sie hätten reines Tonic-Wasser getrunken – unabhängig davon, was die jeweiligen Getränke wirklich enthielten:

“Der Glaube machte es möglich, ungeachtet der physikalischen Realität.” (Marlatt 1978)

 

9. Juni 2011

Angst kann Massen anstecken

Von
 

Plötzlich war ein Gefühl da. Es roch nach Tankstelle. Wahrscheinlich war etwas durch die Klimaanlage in die Klassenzimmer der Warren County High School in McMinnville, Tennessee, gekrochen. Über “einen benzinartigen Geruch” berichtete eine Lehrerin etwa 15 Minuten nach Unterrichtsbeginn. Sie klagte über Kopfschmerzen, Übelkeit, Atemnot, Schwindel.

Minuten später entwickelten mehrere Schüler ähnliche Symptome. Panik kam auf. Eine Umweltkatastrophe? Ein Bioattentat! Die Jugendlichen flohen aus dem Klassenzimmer, da befielen die mysteriösen Beschwerden bereits die ersten Mitschüler in den Nachbarräumen.

Der Direktor der Schule drückte den Knopf der Feuersirene und ließ das Gebäude evakuieren. Knapp 100 Schüler und Lehrer meldeten sich in der Notfallstation des Krankenhauses, einige brauchten den Rettungswagen.

Die Ärzte konnten keine organischen Schäden finden, vorsichtshalber behielten sie 38 Opfer zur Beobachtung auf Station. Seuchenmediziner und Umweltfachleute machten sich auf die Suche nach dem Quell des Übels. Sie entdecken: nichts.

Die Experten hatten nach den falschen Ursachen gefahndet, nach Bakterien, Giften, Chemikalien. Im Fachblatt “The New England Journal of Medicine” gaben Mediziner dem Schulhausspuk einen Namen: Eine “massenhafte psychogene Krankheit” habe gewütet. Die Schüler hätten sich lediglich gegenseitig Angst gemacht.


Gekürzt. Quelle: Focus 5/2002

 

9. Juni 2011

Wie krank sind Menschen ohne Angst?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Mit einer Amputation der Angst würde auch ein Stück Menschsein abhanden kommen, wie am Beispiel des “soziopathischen” Charakters zu sehen ist. Diesem Typus, häufig auch “Psychopath” oder “antisoziale Persönlichkeit” genannt, fehlt der emotionale Tiefgang.

Es mangelt ihm an zwischenmenschlichen Empfindungen wie Schuld, Scham und aufrichtiger Sorge um den anderen. Getrieben wird er von einer impulsiven Gier nach umgehender Bedürfnisbefriedigung.

Nach außen hin produziert er allerdings oft die perfekte Imitation einer intakten Person. Aber Soziopathen sind “blind” für die negativen Konsequenzen, die ihr Tun langfristig anrichten kann.

Das bestimmende Merkmal des Soziopathen ist seine krankhafte Furchtlosigkeit. Bei Befragungen, in denen lästige, peinliche oder ängstigende Alternativen angeboten wurden, trafen (nur) die Soziopathen immer die (fiktive) ängstigende Wahl.

In einem Experiment, in dem (harmlose) Schocks durch Tonsignale angekündigt wurden, legten sie ein “dickes Fell” an den Tag. Die elektrische Hautreaktion, Zeichen der vegetativen Erregung, betrug bei ihnen fast Null.

Dieses Manko erschwerte ihnen in einem anderen Versuch das räumliche Lernen: Die gleichen Schocks, die normalen Probanden bei der vorgegebenen Lektion auf die Sprünge halfen, fruchteten bei Soziopathen nichts.

Wahrscheinlich beruht die krankhafte Furchtlosigkeit in ihrem Kern auf einem abnorm niedrigen Erregungsgrad des Gehirns. Die Betroffenen haben daher den eingebauten Zwang, ihr Schwachstrom-Nervenkostüm durch Sex, Rausch und antisoziale Aktivitäten zu “elektrisieren”.

Als man Soziopathen mit dem aufputschenden Hormon Adrenalin “unter Strom” setzte, kam es prompt zu einer vorübergehenden “Heilung”: Sie zeigten plötzlich genauso viel Furcht und ein ebenso dünnes Fell wie andere Leute.

Anmerkung: Das Gegenteil scheint auf Hochsensible zuzutreffen. Sie stehen viel mehr unter Strom, brauchen also viel weniger Reize von außen, werden schneller überreizt. Sie sind empfindsamer für die Emotionen anderer und auch für ihre eigenen und demnach auch für ihre Ängste.

Gekürzt. Quelle: Bild der Wissenschaft 12/1995

 

16. Mai 2011

Der Rosenthal-Effekt

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Hat ein Lehrer bereits eine (vorweggenommene) positive Einschätzung der Schüler (etwa „der Schüler ist hochbegabt“), so wird sich diese Ansicht im späteren Verlauf auch bestätigen.

Dieses wird dadurch ermöglicht, dass der Lehrer seine Erwartungen in subtiler Weise den Schülern übermittelt, z. B. durch persönliche Zuwendung, die Wartezeit auf eine Schülerantwort, durch Häufigkeit und Stärke von Lob oder Tadel oder durch hohe Leistungsanforderungen.

Es handelt sich keinesfalls um eine absichtliche Handlung, sondern ist vielmehr unbewusst.


Quelle: Wikipedia

 

13. Mai 2011

Gegenwarts- oder zukunftsorientiert?

Von Alexander Rubenbauer, Nürnberg
 

Ein gegenwartsorientierter Mensch lebt entweder hedonistisch „für den Augenblick“ oder vermeidet es fatalistisch, sich Sorgen um eine Zukunft zu machen, von der er annimmt, sie sei vorbestimmt.

Eine zukunftsorientierte Person schiebt Belohnungen auf, setzt sich Ziele, spart für „magere Jahre“, erträgt langweilige Vorlesungen den angestrebten guten Noten zuliebe und entwirft Stundenpläne, an die sie sich hält.

In einer Umgebung wie der Universität, die eine zukunftsorientierte Zeitperspektive unterstützt, riskiert der gegenwartsorientierte Student fehlende Scheine, schlechtere Noten und Misserfolge bei Prüfungen.

In einer Umgebung, die eine gegenwartsorientierte Zeitperspektive unterstützt, wie auf Festen und Parties, wird der zukunftsorientierte Student „langweilig“ wirken, weniger fähig, die sozialen und emotionalen Annehmlichkeiten um ihrer selbst willen zu genießen. (…)

Die Fähigkeit, sich persönliche Ziele zu setzen, die fern in der Zukunft liegen, und auf deren Realisierung hinzuarbeiten, ist ein bedeutendes Merkmal des Menschen.

Aus: Philip G. Zimbardo, „Psychologie“, 6. Auflage, Motivation und Zeitperspektive, Seite 441

 

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