Kurz notiert: Aktive Sinngebung bei Viktor Frankl
Viktor Emil Frankl entwickelte die Logotherapie (nach gr. “logos”: nicht nur Vernunft/Verstand, sondern auch Sinn), die den Sinn ins Zentrum stellt.
Frankl kam ins KZ und verlor dort Frau und Angehörige.
Noogene Neurose nach Frankl: Wurzelt in tiefem Sinnlosigkeitsgefühl.
Früher stand Sexualität im Vordergrund der Therapie, später Suizidalität und Süchte – beides Ausdruck von Sinnlosigkeitsgefühlen.
Frankl unterscheidet Glück und Sinn strikt.
Gesellschaftlich wird häufig propagiert, dass ein intensives Ausleben der Sexualität Glück verspricht. Dies führt aber häufig zu Leistungsdruck. Frankl verallgemeinert hieraus: Wer Glück/Lust direkt anpeilt, vertreibt sie in diesem Maße. Dies ist die Paradoxie des Glücks.
Grund: Hyperintention (Starke Absicht) führt zu Hyperreflexion (Aufmerksamkeit) und damit zu Verspannung/Verkrampfung/laufender Selbstbeobachtung. Ein Teufelskreis ist die Folge. Entrinnen durch Dereflexion (nicht mehr aufs Ziel fixieren). Die „Paradoxe Intervention“ schlägt also vor, sich nicht mehr auf sich selbst (bzw. das Ziel) sondern einfach auf etwas anderes im Außen, den Anderen, zu konzentrieren.
(Beispiel dazu: Eine Versuchsperson, die sich für ein Experiment bewusst entspannen sollte. Er war dadurch hyperintentioniert/-reflektiert, und dadurch unentspannt/angespannt, bis er die Aufmerksamkeit abzog, weil er keine Lust mehr hatte und sagte “Schluss damit, ich kann das einfach nicht”. Dann erst konnte er sich entspannen, was am Messgerät zu sehen war.)
Glück basiert auf Sinn, nicht auf Bedürfnisbefriedigung. (Grund: Es gibt auch Sinnlosigkeitsgefühle in der Überflussgesellschaft, und Sinn/Glück kann selbst unter widrigsten Umständen gefunden werden (Krieg, KZ, Katastrophen, …)).
Sinn wird gefunden durch Selbsttranszendenz, der völligen Hingabe an eine Sache/Person (bei Sache aber nur mit personalem Bezug).
Kurz: Der Sinn ist ständig neu zu finden und kann auch in jeder Situation gefunden werden.
Es ist überlebenswichtig, einen Sinn zu finden. Die reine Bedürfnisbefriedigung reicht nicht. (Beweis: 93% der amerikansichen suizidalen Studenten waren physisch/psychisch gesund und materiell befriedigt.)
Frankl kritisiert Abraham Maslow (vgl. Bedürfnispyramide) darin, dass ein Sinn gerade dann gebraucht wird, wenn es einem am schlechtesten geht, wenn also die Grund- und mittleren Bedürfnisse nicht erfüllt sind. Der Sinn ist also kein Sahnehäubchen (Bertolt Brecht: “Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.”), sondern lebensnotwendig.
Was ist schon normal?
“Ausgehend vom lateinischen Wortsinn (norma: Regel, Muster, Maßstab, Vorschrift, leitender Grundsatz) ist die Norm eine Art Durchschnittswert der gemeinsamen Beschaffenheit einer Klasse von Gegenständen, im Blick auf den der einzelne Gegenstand als “normal” oder “anormal” bezeichnet wird.”1
Ich mag es, wenn Menschen auf den Ausspruch “Der/die/das ist doch nicht normal” kritisch fragen, “was ist denn schon normal?”. Denn “genormte” Menschen kann niemand brauchen, und auch Intoleranz gegenüber Abweichungen von der “Norm” kann nicht gut sein.
Aber es gibt aufgrund der obigen Definition tatsächlich einen Unterschied zwischen “normal” und “genormt”, denn demnach ist “normal”, was dem Durchschnittswert entspricht bzw. diesem möglichst nahe kommt.
Und Menschen können sehr wohl mehr oder weniger dem Durchschnitt entsprechen. Und um herauszufinden, was diesen Durchschnitt ausmacht, bedarf es “nur” der Beobachtung und Erfassung bestimmter Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen einer repräsentativen Anzahl von Menschen.
Und so wie nichts falsch daran ist, dem Durchschnitt zu entsprechen, ist auch nichts falsch daran, mehr oder weniger von dieser “Norm” abzuweichen, solange man niemandem (insbesondere niemand anderem) damit schadet.
1 Glossar: Norm, Ethikos 12, Oldenbourg Verlag, 2010 ↩
Kann Belohnung demotivieren?
Kann es negative Auswirkungen haben, jemanden für etwas zu belohnen, das er auch ohne Gegenleistung tun würde?
Wenn jemand etwas um der Sache Willen tut, einfach weil es ihm Spaß macht, sprechen wir von intrinsischer Motivation — sein Anreiz liegt in seinem Inneren.
Was passiert, wenn wir nun anfangen, ihn für seine Arbeit zu bezahlen?
Er wird sich über das zusätzliche Geschenk freuen und noch begeisterter weitermachen?
Nicht ganz. Die Belohnung, die es eigentlich nur oben drauf geben sollte, verstärkt zwar kurzzeitig das bisherige Verhalten, verdrängt über kurz oder lang aber die intrinsische Motivation zugunsten der extrinsischen Motivation — dem äußeren Anreiz.
Statt der Tätigkeit als solcher wird dann die Belohnung als “Objekt der Begierde” empfunden.
Fällt die Belohnung weg, fällt damit auch die ursprünglich “bedingungslose” Motivation unter ihr Ausgangsniveau und die Tätigkeit wird ohne Bezahlung womöglich nicht länger auf dem gleichen Niveau aufrecht erhalten werden. Zumindest jedoch wird die ursprüngliche Motivation hierdurch temporär frustriert.
Da dieser Effekt jemandes Antrieb “korrumpiert”, nennt man ihn auch den Korrumpierungseffekt.
Wie Trennungen verlaufen
Es gibt diverse psychologische Modelle, die den Prozess einer Trennung beschreiben sollen und die in Phasen beschrieben werden.
Phasen die zu einer Trennung führen
- Unzufriedenheit: Einer oder beide Partner werden unzufrieden mit der Beziehung.
- Aufdeckung: Beide Partner werden sich der Probleme der Beziehung bewusst.
- Verhandlung: Beide Partner versuchen eine Lösung für das Problem zu finden.
- Vorsatz und Veränderung: Beide Partner versuchen die gefundene Lösung für das Problem in die Tat umzusetzen.
- Beendigung: Die getroffenen Vorsätze können die Probleme nicht bereinigen und keine weiteren Lösungsansätze werden ausprobiert oder akzeptiert.
Phasen während einer Trennung
- Unzufriedenheit mit der Beziehung
- Sozialer Rückzug
- Diskussion der Gründe für die Unzufriedenheit
- Öffentliche Bekanntmachung der Trennung
- Schwelgen in Erinnerungen sowie “Aufräumen” dieser (mental und materiell)
- Wiederherstellung des Gefühls für den eigenen sozialen Wert
Phasen des Kummers
- Schock und Nicht-wahrhaben-wollen
- Rückschau und schmerzhafte Freigabe (loslassen)
- Neuordnung, Eingliederung und Akzeptanz
Diese drei Phasen können übersprungen oder wiederholt werden oder in anderer Reihenfolge ablaufen, je nach Situation und Persönlichkeit.
Phasen der Regeneration
- Ausreichend Zeit für die Heilung bereitstellen
- Sich selbst wieder an erste Stelle setzen (sich selbst der beste Freund sein)
- Mit der neuen Kraft die Trennung akzeptieren und loslassen
Faktoren die eine Trennung vor einer Heirat begünstigen
- Ungleiches Engagement in der Beziehung
- Altersunterschied
- Bildungsbestrebungen/Karriere
- Intelligenz
- Äußere Attraktivität
Quelle: Wikipedia
Welche Psychotherapieformen gibt es?
Damit der Psychologische Psychotherapeut seine Leistungen mit der gesetzlichen Krankenkasse abrechnen kann, ist es erforderlich, dass seine Ausbildung in einer der folgenden Psychotherapieverfahren erfolgt ist: Verhaltenstherapie, Psychoanalyse in Form der Analytischen Psychotherapie oder Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.
Darüber hinaus bleibt zu hoffen, dass bald zumindest auch noch die Personzentrierte Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers anerkannt wird.
Nun, was macht diese drei Richtungen aus?
Die Psychoanalyse
Die Psychoanalyse ist das älteste Verfahren und jenes, welches die meiste Zeit in Anspruch nimmt. In der Regel dauert eine Behandlung mehrere Jahre, teils mit mehreren Sitzungen pro Woche, und empfiehlt sich für Menschen, die “schon immer” das Gefühl hatten, dass etwas mit ihrem Leben “nicht stimmt”.
In der Psychoanalyse unterscheidet man Über-Ich, Ich, und Es.
Das Über-Ich ist die Moral, es sagt gerne “Du sollst”, “Das tut man nicht”, und überlegt sich die Konsequenzen bestimmter Handlungen ganz genau, bevor es handelt. Das Über-Ich ist quasi die besorgte Oma.
Das Es wiederum ist alles Spontane, es sagt “Ich will”, möchte instinktiv handeln, ohne groß nachzudenken, und seinen Impulsen, seinen Trieben, seiner Lust nachgeben. Das Es ist quasi das egoistische Kind.
Das Ich ist der Vermittler zwischen Es und Über-Ich und auch zwischen Innen- und Außenwelt, um gut durchs Leben zu kommen. Nur das Ich wird tatsächlich in der Realität ausgedrückt.
Menschen, bei denen das Über-Ich zu stark ausgeprägt ist, sind oft gebremst, unglücklich und neurotisch, während Menschen mit zu starkem Es eher im Gefängnis als beim Therapeuten landen.
Eine wichtige Arbeitsgrundlage für die Psychoanalyse stellen Träume dar und die Art, wie der Klient mit dem Therapeuten interagiert. Ein Ziel ist es meist, spontane Gedanken zu fördern.
14 Prozent aller kassenzugelassenen Psychotherapeuten sind Psychoanalytiker.
Die Tiefenpsychologie
Im Gegensatz zur Psychoanalyse will die Tiefenpsychologie den Klienten nicht in seiner Persönlichkeit verändern. Zwar basiert die Tiefenpsychologie auf den gleichen Grundlagen wie die Psychoanalyse, aber nicht im selben Ausmaß.
Wer sich seit einiger Zeit in einer Krise befindet, ansonsten aber mit seinem bisherigem Leben immer gut zurecht kam, ist bei der kürzer dauernden Tiefenpsychologie besser aufgehoben als bei der Psychoanalyse.
43 Prozent aller kassenzugelassenen Psychotherapeuten sind Tiefenpsychologen.
Die Verhaltenstherapie
Wer meint, es bringe nichts, in der Vergangenheit zu wühlen, wird sich von der pragmatischen Herangehensweise der Verhaltenstherapie angesprochen fühlen, da es hier konkrete “Hausaufgaben” und Übungen gibt, die man zwischen den Sitzungen macht und die dann in der jeder Sitzung überprüft werden.
Dies ist vor allem sinnvoll für das Erlernen von Entspannungstechniken und wenn der Klient spezifische Ängste hat. Hier führt der Therapeut den Klienten an die angstbesetzten Situationen heran, damit dieser seine Ängste überwinden kann — auch Konfrontationstherapie genannt.
35 Prozent aller kassenzugelassenen Psychotherapeuten sind Verhaltenstherapeuten.
Überarbeitet am 22.02.2014 auf Grundlage des Buches "Da gehen doch nur Bekloppte hin" (S. 69 - 74).
Der Artikel wird u. a. noch ergänzt um die Gesprächspsychotherapie.